Bei diesem Gin steht der Rausch am Beginn. Genauer gesagt der „Saarburger Rausch“, eine Spitzenlage des Weinguts Zilliken. Über die Liebe zu den Riesling-Spätlesen kam Denis Reinhardt mit Brenner Andreas Vallendar und Winzerin Dorothee Zilliken vor fünf Jahren zusammen. Das Ergebnis im Zeichen des „F“ heißt „Ferdinand’s“ und erinnert somit an den Saar-Weinpionier Ferdinand Geltz. Der Königlich-preußische Forstmeister setzte sich schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts für naturbelassene Weine, also nicht aufgezuckerte, ein und begründete den Verband Deutscher Prädikatsweingüter (damals noch: Verein der Naturweinversteigerer) mit.
Neben den Riesling-Trauben – dazu gleich mehr! – stammen auch die anderen 33 geschmacksgebenden Stoffe zum Gutteil aus der Region, etwa der Weingarten-Lavendel oder die Rubinette-Äpfel. Ein aktuelles Projekt widmet sich gar einem rein mit deutschen Aromagebern arbeitendem Gin. Doch bleiben wir vorläufig beim klassischen „Ferdinand’s“.
Einen wesentlichen Vorteil hat das Produkt: Der Rohbrand, den die Spirituosen-Verordnung jedem Gin-Erzeuger – der Wacholder muss in 96%-igen Ethylalkohol landwirtschaftlichen Ursprungs kommen – vorschreibt, wird hier selbst aus Korn gebrannt. Vom ersten Schritt an bis zur haus-eigenen Aromatisierung mit einer Riesling Spätlese (!) erfolgt bei „Ferdinand’s“ also alles an einer Adresse. Wie aber kommt der Weintrauben-Charakter in die Spirituose? „Wir verwenden ein Trauben-Mazerat und die Osmose-gefilterte Spätlese“, so Reinhardt. Damit gingen Farbe und Zucker des „Saarburger Rausch“ zwar verloren, für das Mundgefühl schwört man aber auf diese Methodik. Und auch der Naturkork, ungewöhnlich bei Spirituosen-Flaschen ist eine Hommage an die Weinwelt – zumal es auch kaum Korkschmecker-Reklamationen gab bisher.
Der Duft macht klar: Das ist kein Leisetreter. Die 44 Volumsprozent merkt die Nase, aber auch den unmittelbaren Wacholder-Duft. Florale Noten sind unverkennbar, anfangs Rose, folgt man Reinhardts Empfehlung („Unser Gin braucht Luft“), dann wird allmählich auch ein Quäntchen Lavendel ruchbar. Am Gaumen beginnt „Ferdinand“ recht sanft und mit einer leichten Süße – wohl die Trauben – auch etwas Herbales, am ehesten Koriander, ist ab dem mittleren Gaumen zu erschmecken. Deutlich frischen dann die Zitrusfrüchte (Bitterorange und Bergamotte zählen wie Zitrone zu den Botanicals) am Ende auf. Sie verleihen neben Balance auch eine gewisse Leichtigkeit. Selbst, wenn man auf ein Tonic Water in seinem Saar Gin verzichtet.
Schlehe? Warum nicht gleich Quitten!
Und mittlerweile ist ja kein Gin-Sortiment ohne den bittersüßen-alten Engländer namens Sloe Gin vollständig. Brenner Andreas Vallendar allerdings kann dem Bittermandel-Ton der herben Wildbeere wenig abgewinnen, weshalb man zu einem anderen herben Aromatisierer aus der (deutschen) Flora griff. Die Muskateller-Quitte gilt als eine der ältesten Sorten, die es in die heimischen Gartenanlagen geschafft hat. Vor allem aber liefert sie die Bitterkeit für ein Produkt, bei dem sie frisch in die Steingut-Pötte voll Gin geschnitten wird.
Der Duft erinnert alle, die Quitten kennen, sofort an die Frucht, andere werden eher zu Bergamotte oder Kletzenbirne als Vergleich greifen. Die angenehme Süße stammt aus fruchteigenem Zucker, ab dem mittleren Gaumen zieht der „Quince“ aber andere Saiten auf. Die Bitterkeit erinnert an Grapefruit, dazu kommt eine leichte Pfeffrigkeit. Die gute Länge dieses ungewöhnlichen 30%-Brandes wird noch von einem Touch Ananas-Gelée gekrönt. Mit Tonic Water wird daraus ein feiner Longdrink, wobei ein Schlückchen gekühlt auch als Digestiv seinen Reiz hat.
Bezugsquelle:
Ferdinand’s, der „Saar Dry Gin“ kostet ebenso wie der „Saar Dry Gin Quince“ EUR 35,10 (jeweils 0,5 Liter-Flasche), beide im Webshop von Kate+Kon, www.kateandkon.com