Der Geschmack der Saar in modernen Spirituosen, so kann man die Idee von Erik Wimmers und Denis S. Reinhardt zusammenfassen. Gemeinsam mit Andreas Vallendar und der Winzerin Dorothée Zilliken haben sie den „Ferdinand’s Gin“ begründet. Der Riesling aus dem Forstmeister-Gut der Zillikens trifft dabei auf das Brenn-Know How Vallendars. Doch man muss ja nicht alles selber brennen. Der Arbeit mit deutschen Winzern bleibt das Unternehmen Capulet & Montague (das gefällt Shakespeare-Lesern!) aber auch bei ihrem Rum treu.
Anders als andere deutsche Produzenten brennt man keinen Rum, sondern blendet und reift ihn. Und das eben in Fässern deutscher Spitzenwinzer. Und weil nicht nur Reinhardt frankophil ist, sondern das – nach dem Krieg kurzfristig sogar von Deutschland unabhängige – Saarland auch immer gegen den westlichen Nachbarn orientiert war, suchte man sich einen Paten ebenda. Aimé Jacques Alexandre Bonpland begleitete als Botaniker Alexander von Humboldt auf dessen Südamerika- und Karibik-Reisen. Er wurde nicht nur ein Pionier der Pflanzen-Zeichnung, sondern gründete auch selbst Pflanzungen – etwa für den heute angesagten Maté – in seiner zweiten Heimat Südamerika. Passt doch gut zu Rum, zumal wenn er auch weit gereist ist, ehe er an der Saar zur Veredelung einlangt.
Dass etliche marktgängige Rums auch mit Zucker versehen werden, war Denis S. Reinhardt (kleines Bild) dabei ein Dorn im Auge. Denn Rum kann auch trocken UND hoch aromatisch sein. Den Beweis dafür tritt sein „Rouge VSOP“ (auch bei den Bezeichnungen liebt man es im Grenzland an der Saar französisch) an. Der 40%-ige Blend aus Fässern von Spätburgunder-Macher Friedrich Becker kommt mit einem Alter zwischen vier und sechs Jahren auf die Flasche. Intensiv fällt die Nase aus; Schokolade trifft auf eine dezente Kirsch-Note, dazu kommt Butter-Toffee und ein an Banana Bread erinnernder tropischer Zug.
Ganz anders dann der Eindruck am Gaumen, hier fällt der Beginn betont trocken aus; etwas Orangenschale mengt sich in die satte Milchschokolade. Immer schlanker und trockener wird der Bonpland im Trinkverlauf, Süße ist kaum zu spüren, dafür ein Nachhall nach Nüssen. Das Rückaroma kommt dann beinahe wie bei einem Whisky von der Speyside durch. „Das wäre auch ein Rum, mit dem man Single Malt-Trinker abholt“, bestätigt Reinhardt diesen Kost-Eindruck.
Für Rum-Freunde noch überraschender fällt der „weiße“ Rum im Zeichen des Botanikers aus. Im Alter ist er dem „Bonpland Rouge“ ähnlich, allerdings wurde hier an der Saar ein Blend aus an sich klar getrennten Rum-Stilen erstellt. Der indonesische Batavia Arak trifft auf den französischen Zuckerrohr-Rhum agricole aus Martinique, dazu kommt schwerer Rum aus Guyana und ein hoch aromatischer, von Heferesten („dunder“) geprägter Jamaica Rum. Das Ergebnis namens „Bonpland Blanc VSOP“ ergibt nicht nur einen harmonischen Blend, sondern wird im Chardonnay-Fass von Badens Burgunder-Zauberer Bernhard Huber greift. Die langsame Reifung – Reinhardt spricht von einer Verdunstung, dem berühmten Engelsanteil („Angels‘ share“) von ca. 1,6% – lässt einen an Braune Butter, Mandelplättchen und Banane erinnernden Rum entstehen. Das ganz riecht schlicht und ergreifend wie ein flüssiger „Bananen Split“.
Sanft im Antrunk, finden sich Milchschokolade, etwas Piment und trockene Tropenfrüchte (etwa wie die Bananen-Scheiben im Müsli) am Gaumen. Auffällig ist hier die trockene Stilistik, die man nach dem üppigen Duft nicht erwartet hätte. Erst im Rückgeschmack wird es mit einem Touch von Rosinen wieder süßer.
Der Zucker, der einem bei vielen „sipping rums“ den längeren Genuss dann doch verleidet (oder zum Eiswürfel greifen lässt – an sich ein Aromakiller), hier sucht man ihn vergebens. Dennoch ist aromatisch alles da – und vor allem hat man eine schlicht tropenfruchtige Nase, die einem bei geschlossenen Augen vielleicht sogar Aimé Bonplands Südamerika ins Kopfkino zaubert.
Bezugsquelle:
Bonpland Rum, „Rouge VSOP“ ist ebenso wie der „Blanc VSOP“ um EUR 39 (0,5 Liter-Flasche) beim Online-Shop von Kate+Kon erhältlich, www.kateandkon.com