1930 sah die Werbewelt noch anders aus. Auch das lernt man bei der Zeitreise, die ein Klassiker der heimischen Limonaden-Szene anhand seiner Sujets durchführte. Traubisoda galt als gesunde Alternative zu Wein und wurde auch vom Reben-Pionier Lenz Moser erstmals gefüllt. Man kann es rückblickend als „alkoholfreien Spritzer“ betrachten, was da – unter Verwendung von Hausfrauen-Klischées – beworben wurde. Als Begleiter der Wirtschaftswunder-Zeit durfte die Limo dann auch mit Sportwagen auftreten, ehe man die 1970er poppig beging.
An diese Periode schloss man auch bei der Neuauflage (die auch geschmacklich Veränderungen bringt) an. Die gute alte Schrift-Art Helvetica, sehr eng spationiert, sorgt für Retro-Feeling beim Graphiker, der Regenbogen der Blumenkinder und Friedensaktivisten darf auch wieder auf’s Logo. Seit 2004 gehört das traubige Erfrischungsgetränk zum mittelburgenländischen Mineralwasser-Hersteller Waldquelle und man hat sich den nostalgischen Auftritt „getraut“, wie Geschäftsführerin Monika Fiala es formulierte.
Die klassische weiße Variante, natürlich mit dem Zusatz „am besten kellerkalt“ wie früher, duftet nach weißen Trauben, etwas Zitronenmelisse und einem Hauch gesüßten Ei-Schnee. Deutlicher wird diese „Traubigkeit“ am Gaumen, da kommen zu den Muskat-Noten auch etwas Pink Grapefruit und ein fruchtsüßes Finish. Am gewöhnungsbedürftigsten für „alte“ Traubisoda-Fans ist die Karbonisierung, die ausgewogene Kohlensäure des Waldquelle-Wassers ist milder als das frühere Soda. Der Zucker wurde reduziert, wem es immer noch zu viel Süße sein sollte, spritzt das Trauben-Mineralwasser-Getränk einfach noch mehr auf.
Von der 2015 kurzfristig eingeführten Variante Rosé hat man sich mit dem Re-Branding verabschiedet, womit der Retro-Karton-Untersetzer zur neuen Flasche nur zwei Farben zeigt: Grün und Rot. Denn auch die roten Trauben wurden neu konfiguriert, es handelt sich um eine Uhudler-Variante (genauer gesagt: Isabella), wie man schnell merkt. Die Walderdbeer-Noten fallen in der Nase intensiv aus, ein Hauch von roten Gummibärchen wird aber von Rosen-Anklängen abgelöst.
Vollmundig und mit dem unverkennbaren Uhudler-Aroma beginnt die rote Variante. Ribisln sind zu schmecken, die Kohlensäure wirkt wieder etwas brav, vor allem angesichts der Fruchtfülle, im Abgang allerdings setzt sie noch mineralische Akzente. Auch hier kann ein Schuss Mineralwasser (Waldquelle, what else?) nicht schaden. Spätestens bei der Jahresbilanz freuen sich die Eigner dieses Kindheitserinnerungserfrischers dann doppelt.
Bezugsquelle:
Traubisoda, Klassik bzw. Rot ist um EUR 1,19 (1,5-Liter-Flasche) bei Merkur-Märkten erhältlich, www.merkurmarkt.at