Es fing mit seinem bekannten Bierbrand an, den Valentin Latschen auf den Tisch stellte. Schnell landete aber das neueste Projekt des Pfau-Brenners in unserem Schnapsglas. Die damalige Tankprobe stellte die Klagenfurter Version des alpinen Destillat-Klassikers „Zirbe“ dar. Besser gesagt, ging es dem Brenner vom Schleppeplatz um eine Ehrenrettung. Nein, Zirbe muss nicht rot sein, riechen wie Sebastian Kneipps Badezusätze und auch schmecken wie ein Schaumbad. Der Weg des Valentin Latschen führte über einen Ansatz der Zirbenzapfen in einem Apfelbrand, jenem Destillat, das in letztlich bekannt gemacht hat und als Brenner nach Klagenfurt übersiedeln ließ. Aber – noch wichtiger – endlich liegt das fertig gefüllte Destillat vor, auf dem neben dem ikonischen Pfau schlicht „Zirbe“ steht.
„Der richtige Sammelzeitpunkt, wenn die Zapfen der Zirben noch weich und voller Aroma sind, ist entscheidend“, so der Brenner, der dabei auf sorgfältige Lieferanten zurückgreifen kann. Die Latschenkiefer-Noten sind dementsprechend von Beginn weg da im Brand. Von einem Beisitzer unserer Verkostung wurden sie ur-österreichisch mit „wie wennst in den Wald einekräulst“ beschrieben. Und das trifft durchaus zu: Denn zum würzigen Ton (man denke an Wacholder) gesellt sich im Duft auch eine Himbeer-Note, die neugierig macht auf diesen in jeder Hinsicht „waldigen“ Brand.
Am Gaumen sind es vor allem Teekräuter – etwas Brennnessel vor allem, aber auch Salbei – die durchkommen. Das Ganze ist leicht und ätherisch im Mundgefühl, um nur ja keine Verwechslung mit dem simpel aromatisierten Likör der Alpenindustrie aufkommen zu lassen. Mit einer herben Note klingt dieser würzig-kräutrige Brand aus; der Apfel fungiert tatsächlich als Trägerrakete für eine durch und durch nach Gebirgswiesen und –wäldern schmeckende Erinnerungskapsel.
Und weil es so gut passt, kosten wir gleich den Apfelbrand vom Klagenfurter Schleppeplatz. Es ist nicht der „Grund-Brand“ für den neuen Zirbenen, sondern die fassgelagerte Variante des „Best of“ der alten Apfelsorten. Kronprinz Rudolf, Boskoop, Brünnerling, Bohnapfel oder Lavanttaler Bananenapfel kommen zum Einsatz beim 43%-igen Brand, der dann für zweieinhalb Jahre im Holzfass verschwindet um zu reifen.
Und Latschen ist einer der Brenner, die jahrgangsbedingte Unterschiede zulassen. Kurz zuvor kosteten wir den 2014er Brand, der deutlich verhaltenen wirkte wie die aktuelle Abfüllung: Zwischen ihren ledrigen Aromen, die an braune Birne erinnern und dem Touch von getrockneten Rosenblättern taucht immer wieder ein Gedanke auf: Ist das Calvados? Denn die Apfelnoten brechen immer wieder durch. Am Gaumen zeigt sich der Brand dann sanft und mit einer an Mostapfel erinnernden Aromatik, die von einer zarten Gerbstoffnote begleitet wird. Aromatisch frischt der Brand dann im Finale auf, da meldet sich auch der Alkohol, der eine satte Dosis frischen Gelben Apfel auf den Gaumen bringt.
Bezugsquelle:
Pfau Brennerei, Zirbe ist um EUR 66 (0,35 Liter-Flasche) erhältlich, der „Apfelbrand aus dem Fass“ um EUR 28 (0,35 Liter-Flasche) – von beiden gibt es auch eine 0,05 Liter-Kostgröße – jeweils im Web-Shop von Pfau, www.pfau.at/shop