Mit Paul Malone verkosteten wir hier schon einmal raren Whisky (1978er Ardbeg!). Und auch diesmal war es eine Freude, mit dem schottischen Jugend-Fußball-Trainer, der in Diensten von Louis Vuitton die Welt bereist, zu plaudern. Zumal er auch einen besonderen „dram“ mitgebracht hatte ins Sofitel Wien. Der Neue von Glenmorangie stammt aus dem Bond House Nr. 1, dem Ort, der bis 1990 die Destillerie in Tain beherbergt hatte. Es sind also mehr oder weniger die letzten Tropfen, die hier erzeugt wurden, die in den „Grand Vintage Malt 1989“ kamen. Entsprechend wenig gibt es davon, „für Österreich kann ich es nicht genau sagen, weltweit sind es gerade einmal 6.000 Flaschen“, so Mr. Malone.
Auch bei diesem 27 Jahre alten Single Malt blieb man der Hausphilosophie treu und verwendete lediglich zwei Mal verwendete Fässer – für maximalen Geschmackseintrag. Beim „1989″ kamen neben den Bourbon-Casks auch Sherry- und französische Rotwein-Fässer zum Einsatz. „Wir wollen nicht einfach einen alten Whisky abfüllen, es geht vor allem um die Qualität des Holzes“, überbrachte Malone die Gedanken von Bill Lumsden, dem Whisky-Macher in der Higland-Destillerie, nördlich von Inverness. Diesmal griff „Dr. Bill“ bei Côte Rôtie–Fässern von der Rhône zu.
Am Ende ließ der schottische Angels‘ Share – der Verdunstungsverlust über die Jahre – gerade noch weniger als die Hälfte des ursprünglich gefüllten Whiskys im Fass übrig. Damit ist auch schon ein Hinweis auf den Preis dieser Rarität gegeben, der ihn fast schon zum Investitionsgut macht. Aromatisch jedenfalls spielt der „1989“ in der Oberliga: Schon zu Beginn lässt sich das Oloroso-Sherry-Fass nicht verleugnen. Süße Schokolade steigt in die Nase, das kommt einem fast wie eine frisch geöffnete Packung „Toffifee“ vor, denn auch Haselnuss und Toffee-Noten sind da. Die kühle Frucht dahinter erinnerte uns an Himbeer-Sorbet, es sind rote Frucht-Noten, die man mit einem einfachen Trick – statt Zauber-Salz reichen drei Tropfen Wasser im Glas! – noch mehr zum Erblühen bringt. Dann dreht der komplexe Duft in Richtung Brombeere – hier darf man den Rotwein-Einfluss der französischen Fässer am Werk vermuten. Auch etwas Salz mischt sich in die Karamell-Düfte. Dem nicht genug, verändert sich der „dram“ auch mit etwas Stehzeit, mehr Luftkontakt bringt dann auch braune Birne hervor.
Fast ätherisch im Beginn, wird es am Gaumen über eine Röstmalz-Note allmählich eindrücklicher: Der saftige Kern, um den sich Fass-Noten wie Vanille sammeln, besteht aus einem an pochierte Birne erinnernden Schmelz.Trockene Noten wie der Nachgeschmack von Espresso, etwas Leder und zarter Rauch sind dann im Finish dominierend. Der „1989“ klingt lange nach, die Betonung liegt hier auf der Struktur, nicht der Fruchtigkeit.
Bezugsquelle:
Glenmorangie, „Grand Vintage Malt 1989“ ist um EUR 595 Euro bei „Potstill“ erhältlich, www.potstill.org