Der Inn floss zwischen den Rätern und Norikern, berichtet Tacitus in seiner Schilderung der Thron-Streitgkeiten nach dem Tode Kaiser Neros. Ob die Räter, unsere Ur-Südtiroler, eigentlich vertriebene Etrusker waren, darüber mag sich weiter die Altertumswissenschaft streiten. Dass sie einem neuen Whisky aus Tramin an der Weinstraße den Namen leihen, ist hingegen unbestritten. Seinem rätischen Brand, italienisch: r(h)etico, hat Werner Psenner aber ein „E“ vorangestellt. Damit liest man südlich des Inns auch „erètico“, was wiederum für den Ketzer steht, aber auch für einen Menschen, der gegen den Strom schwimmt.
Letzteres trifft bei der Destillerie Psenner, die seit 1947 mit Grappa und dem Williamsbirnen-Brand (samt Frucht in der Flasche) bekannt wurde, zu. Denn vor allem beim Fass-Holz hat man sich abseits von der üblichen Bourbon-Vorbelegung bewegt. Der italienische Single Malt kommt zum einen in ehemalige Sherry-Gebinde, zum anderen lagerte er aber in ehemaligen Grappa-Fässern der Destillerie.
Der daraus resultierende würzige Getreidecharakter mischt sich mit zartem Rauch, die Noten der Grappa-Rosine sind da, aber auch Nuss-Schokolade riecht man. Der „eRètico“, wie ihn die Psenners nun schreiben, wirkt schön balanciert am Gaumen, hier zeigt der Südtirol-Whisky auch eine dezente Mandel-Note.
Die ledrigen Töne und intensive Gewürz-Akzente (Szechuan-Pfeffer und Piment) setzen erst spät ein. Im Rückgeschmack des mit 43% gefüllten Brands kommen dann auch noch Rosenblüten dazu. Wie immer sollte man nicht an irgendwelche schottischen Vorbilder denken – der italienische Single Malt hat ein eigenständiges Profil. Schließlich ist er ja auch ein Härethiker, sagt das Etikett der schönen Geschenkverpackung.
Bezugsquelle:
Psenner, Italian Single Malt „eRètico“ ist im Webshop der Destillerie um EUR 69,90 erhältlich, www.psenner.com