Gustav Klimts drei Söhne (von drei verschiedenen „Musen“) hießen alle Gustav, zwei davon kamen im Abstand von drei Monaten zur Welt. Der Malerfürst war also auch privat Erotomane, erfährt man in seinem alten Atelier in Wien-Unter St. Veit von Baris Alakus. Dass man dorthin überhaupt kommt, liegt aber an den „Kesselbrüdern“. Denn das Trio hinter dem Wien Gin hat seine zweite Auflage – rot statt türkis am Etikett (no political meaning!) – dortselbst vorgestellt. Thomas Tirmantinger, Florian Koller und Achim Brock ließen sich vom Meister auch inspirieren.
Zum einen erzählt das Etikett die Geschichte des größten Klimt-Sammlers der Zwischenkriegszeit. August Lederer hatte unter unzähligen Zeichnungen und dem weltbekannten Beethoven-Fries auch das Schlüsselwerk „Die Freundinnen“ in seinem Besitz. Dann kamen die NS-Enteignungen und die Auslagerung der beschlagnahmten Bilder des Fabrikanten ins Weinviertler Schloss Immendorf. Im Mai 1945 verbrannten die Werke angeblich beim Abzug der SS. So lieb die „Freundinnen“ also vom Gin-Label schauen, so brutal ist die Geschichte dahinter. Doch auch das gehört zu einer Marke, die nach der Stadt Wien benannt ist. Es gab eben noch mehr als Walzerklang zwischen dem Ableben Kaiser Franz Josephs und den Kreisky-Jahren….
Doch vom mahnenden Label zur zweiten Inspiration der Kesselbrüder, die sich an der erotischen Faszination Klimts festmacht. Denn alle „Botanicals“, also geschmacksgebende Stoffe, der neuen Gin-Edition greifen auf, was als Aphrodisikum galt im Wiener Fin de siécle: Frauenmantel, Bischofsmütze und vor allem der Lavendel ergeben ein blumig-herbes Geschmacksbild, das vom cremigen Mundgefühl gut transportiert wird.
Die Wahl des Tonics fällt hier gar nicht leicht, denn dieser „Klimt-Gin“ funktioniert durchaus auch pur. Leicht zitrische und frische Noten sind aber anzuraten für das perfekte „Gin & Tonic“ mit dem Jugendstil-Touch. Sie bieten dem blumigen Charakter des 43%-igen Brandes Paroli, der in der Nase als Lavendel (neben weißer Schokolade und Waldmeister-Kraut) durchkommt. Am Gaumen ist es vor allem der zarte Rosenblüten-Nachhall, der nach etwas Frische sucht.
Der Wacholder ist wie auch schon beim originalen Wien Gin ein würziges Rückgrat, im Abgang verstärkt die ab dem mittleren Gaumen einsetzende Würze auch noch ein Touch weißer Pfeffer. Ob das auch als Würze für’s Liebesspiel funktioniert? Zumindest scheinen die beiden „Freundinnen“ auf der Wien Gin-Flasche mit jedem Schluck sehnsüchtiger zu schauen….
Bezugsquelle:
Wien Gin, „Gustav Klimt Edition“ ist um EUR 39,90 (0,7 Liter) bei Killis Getränke erhältlich, www.killis.at