Vom „Weinkompetenz-Zentrum Oberösterreich“ aus sieht das Donautal, die „Gurkerlbude“, heimliches Wahrzeichen des Bezirks Perg, selbst das durch den Luftg’selchten Pfarrer bekannte St. Thomas am Blasenstein ist zu erkennen. Vieles sieht man, aber keine Berge. Doch auf den Flaschen von Leo Gmeiner, dem hier residierenden Winzer aus dem Machland, muss „Bergland“ stehen. So will es das Gesetz, nachdem selbst die Weinbauern in Wien, der Steiermark, dem Burgenland und NÖ zugeben mussten, dass „Der Rest von Österreichs Weinbau“ auf Etiketten ein bisserl eigen klingt. Und so mutiert auch der Hügel in Weinzirl zum Bergland.
Weine statt Schweine
Mit dem Wein hat der 33-Jährige als Sohn aus einem gemischten Landwirtschaftsbetrieb (bis heute werden Kukuruz, Senf und Soja angebaut) begonnen, als die Schweine-Gehege umgebaut werden sollten. „Das wollte ich nicht, aber Wein hat mir immer schon gefallen, schon mit 16 Jahren bin ich mit dem Zug als Lesehelfer zu Hannes Steurer nach Jois gefahren“. Auch die Starthilfe in Form der ersten Reben, die 2003 in Weinzirl ankamen, stammte dem Burgenland.
Der Perger Ortsteil aber trägt den Namen nicht zufällig, wie Gmeiner penibel recherchierte: „Schon im 9. Jahrhundert wird der Weinbau an der Naarn erwähnt, bis Mitte des 18. Jahrhunderts findet man ihn in den Abgabenlisten des Landesarchivs“. Somit lebt mit dem auch für Verkostungen gerne gebuchten „Weinkompetenz-Zentrum“ eigentlich eine Tradition wieder auf. Leo, der hauptberuflich im Solaranlagenbau tätige blonde Sonnyboy, hat aber seinen eigenen Weg bei Sortenwahl und Ausbau gewählt.
Aus der jungen Sorte Roesler keltert der oberösterreichische Winzer einen spritzigen Rosé, der als Aperitif gute Figur macht. „Heuer ist er vielleicht im Zucker ein wenig höher“, zeigt sich Gmeiner als Perfektionist. Immerhin leitet er neben dem ein Hektar großen Betrieb auch das Weinkompetenz-Zentrum für OÖ, das als eine Art Landesvinothek fungiert. Die Ideen –vom Grappa bis zur Rotweinschoko mit Konditor Kern – gehen ihm jedenfalls nicht aus. Flaggschiff des Hauses ist aber der Zweigelt. Der kommt auch zwei Jahre nach der Abfüllung mit dem amethysth-farbenen hellen Rand ins Glas. Sauerkirsche, etwas Balsamico-Creme und vor allem Powidl satt bilden das Bouquet des OÖ-Roten.
Samtig im Mundgefühl, erweist er sich auch am Gaumen als äußerst sortentypisch. Kirscharomen und eine schöne Würze, die an Lorbeer und Estragon denken läßt, weichen einer zarten Süße, etwa von Schokolade-Glasur. Das Ganze wird mit einer milden Säure untermalt, die den 2011er Zweigelt jugendlicher erscheinen läßt, als er ist. In jedem Fall eine echte Talentprobe, auf die die „Berge“ Oberösterreichs wohlwollend herabblicken dürfen!
Bezugsquelle:
Weinbau Gmeiner, Zweigelt, Euro 6,90 ab Hof in Weinzirl/Perg, www.weinbau-gmeiner.at