Als vor vier Jahren die gigantische „Garden Still“ der Jameson-Destillerie im irischen Midleton eröffnet wurde, stand Shane Long unter einem kleinen Dach und stellte seine Biere vor. Das Red Ale seiner Franciscan Well-Brauerei aus Cork lagerte damals in ein paar ehemaligen Whiskey-Fässern. Süffiges Bier mit dezenter Holznote, fanden wir damals, doch die Experimente gingen weiter und die Partnerschaft festigte sich. Denn mittlerweile drehte man den Spieß um: Irish Whiskey reift nun in den Bierfässern des Brauers nach. Schließlich gleicht sich das Erstellen des Distiller’s Beer, dem Grundstoff für das spätere Whisky-Brennen, und das Maischen von Gerste für’s Kochen der Bier-Würze ziemlich. Die beiden Getränke sind eigentlich Fass-Haberer und so heißt auch die Serie der Bierfass-Whiskeys, nämlich „Caskmates“.
Dass sich daraus ein treffliches Herrengedeck basteln läßt, liegt auf der Hand, es ist beim Besuch in Cork (Brew Pub von Franciscan Wells) und Midleton (Jamesons Bar & Restaurant) im irischen Süden aber auch unübersehbar. Die „Beer Backs“ bzw. „perfect pairings“ machen natürlich Spaß, denn aromatisch treffen sich Bier und Whisky natürlich. Aktuell gibt es zwei „Caskmates“, wobei ein Whiskey aufgrund des großen Erfolgs vergriffen ist. Die „IPA Edition“ erzählt auch vom Erfolg der Brauerei, denn mittlerweile ist Molson-Coors bei Shane Long eingestiegen und die Brauerei dreht ein größeres Rad als bei unserem letzten Gespräch 2013.
Das Irish Pale Ale „Chieftain“ von Franciscan Well gilt mittlerweile als meistverkauftes Craft Beer des Landes (und geht auch mit den Flügen von Air Lingus auf Reisen). Es gibt aber auch einem Jameson das Aroma, das jeden Bierfreund bezaubern wird – und Whisky-Trinker überrascht. Dazu ist zu sagen, dass aktuell viele Brenner – von Tullamore Dew bis Glenfiddich – in irgendeiner Form die Thematik Whisk(e)y und Bier beackern. Wir schrieben ja auch schon darüber.
Doch bisher gab es noch keinen Whiskey, in dem für uns so stark der Biercharakter durchkam (und nicht nur eine Aroma-Nuance, sagen wir die Bitterschokolade aus einem Stout-Fass). Die „IPA Edition“ riecht aber dermaßen frisch nach Hopfen, als hätte man in der Flasche Kiwi und Grapefruit ausgepresst. Mit der vorhandenen Malznote des Whiskeys wird daraus eine Duftmelange, die man sich als „Toblerone“ mit Kiwi-Füllung vorstellen kann. Auch am Gaumen kommt der IPA-Charakter sofort durch, die Zitrusfrüchte paaren sich mit einer Mango, die fast erfrischend grün wirkt – was ja auch zur irischen Nationalfarbe paßt. Mit weissem Pfeffer im Abgang und Avocado im Rückgeschmack klingt dieser Jameson Caskmate sogar würzig und zart bitter aus, als wäre er ein Bier.
Doch wir wollen lieber nicht zu viel schwärmen von dieser einzigartigen Kreation, denn der aktuelle Caskmate ist schließlich der, den man auch hierzulande bekommt. Sechs Jahre reifte die klassische Jameson-Qualität, dazu kamen sechs weitere Monate in für drei Monate mit Shandon Stout, der Kreation Shane Longs, befüllten Fässern. Das Bier selbst riecht nach Teer, Speck und – mit mehr Luft nach Weinbrand-Pralinen. Im Antrunk kommen kühle Kaffeenoten (Marke: Wiener Eiskaffee) zum Vorschein, das ungewöhnlich leichte Stout (4,3%) hat eine hohe Drinkability, Haselnüsse im Finish geben etwas Struktur im generell kühl-dunklen Charakter.
Der „Stout Edition“-Fasshaberer wiederum kommt karamellig rüber im Duft: Orangenspalten und „Fudge“ signalisieren eine süße Fruchtigkeit. Tatsächlich finden wir neben dem tropenfruchtigen Beginn (Ananas vor allem) auch viel malzige Süße und eine an Pfirsich erinnernde Note. Wo aber bleibt der Bier-Fass-Einfluss? Nun, er bringt eine deutliche Schokolade-Note mit, die in ihrer cremigen Art an den Stout-Schaum erinnert (wenn man schon nach Parallelen sucht). Es ist, da sind wir uns im Kostraum der Brauerei einig, weiße Schokolade, die am Ende den Gaumen auskleidet. Mag das Bier auch noch so nacht-schwarz sein – ein bisserl Unterschied muss eben auch zwischen den Fass-Freunden sein.
Bezugsquelle:
Jameson, Caskmates „Stout Edition“ ist um EUR 22,40 (0,7 Liter-Flasche) beim Weisshaus-Online-Shop erhältlich, www.weisshaus.at