Ja, auch die Schweiz hat einen Rhône-Strand (nachzulesen bei Cäsar, gleich am Anfang im „Gallischen Krieg“). Dort befindet sich mit „Vins des Chevaliers“ zugleich eines der traditionellen Weingüter, aber auch eines der jüngsten Wein-Projekte. Denn die 1936 gegründete Domaine lag zuletzt am Boden. Keine Fränkli. Insolvenz. Aus. Dann kam mit Patrick Z’Brun der weiße Ritter und küsste den alten Rebbestand quasi wach – Reb-Blatt statt Rosenhecke, heißt’s in diesem Weinmärchen, das auf den Namen Lux Vina hört. Fünf Jahre Vorlauf gab der neue Eigentümer der Wiedergeburt der acht Hektar im Wallis (Valais), statt 19 Abfüllungen gibt es nunmehr nur mehr sieben.
Und immer, wenn ein Schweizer Wein auch außerhalb der Alpenrepublik verkauft werden will, merken wir auf. Denn die Qualität ist ebenso groß wie der Durst der Schweiz, dem ewigen Wein-Wunderkind Europas. Kaum etwas schafft es nach außen, der Zoll-Aufschlag tut ein Übriges, um den Schweizer Wein nicht unbedingt zu einem Exportartikel zu machen. Doch zurück zu Vins des Chevaliers, denn die Abfüllungen stehen, perfekt vorbereitet, vor uns im Zürcher Hotel Widder. Man kennt den Mount Everest-Besteiger und ehemaligen Gründer der Techron AG (der Verkauf gab auch das Kapital zur späten Weinkarriere des 55-jährigen Bergführers Z’Brun) hier – seine Nichte hat uns schon an der Rezeption begrüßt.
Der erste Wein aus Salgesch, dem heuer noch eine weiße Spätlese folgen soll, stammt von der Rebsorte Petite Arvine, im zu 87% mit roten Trauben bestockten Weindorf eine Rarität. Der Weißwein selbst bringt mit 13,5% Alkohol einige Kraft mit, zarte Gebäcknoten – zwischen Sesambagel und Dim Sum – werden von Limetten und Yuzu begleitet. Die Zitrusfrüchte trügen aber, der erste Schluck vom 2016er „Lux Vina“ bringt Druck und eine satte Dosis gelber Früchte mit. Nektarine, Passionsfrucht und etwas Ananas sorgen für saftige Eindrücke, die Säure stützt dieses Fruchtgebäude und setzt den Schlusspunkt. In diesem Finish mischen sich mineralische Töne hinein, salzig klingt der Wein vom Walliser Plateau (zwischen 400 und 800 Meter hoch) aus.
Einmal Frucht, einmal Würze – der rote Doppelpack
Das Schwergewicht im Hause der Chevaliers bilden aber die Rotweine, der Pinot Noir 2015 zeigt hier einmal die Kraft eines heissen Jahrgangs. Der Clos de Pachje stammt von einer kalkigen Einzellage, die man in Salgesch als Urparzelle des Weinguts bezeichnet. Sauerkirsche, Mandelgebäck (Amarettini) und die Vanilletöne der 18 Monate im Holzfass prägen den Duft. Die Zitruszesten, hier mehr Orange als Zitrone, sind hier, das andere Pinot-eske Aroma, die Beerenfrucht, fällt dunkler aus als gewohnt. Hier schiebt sich der Gerbstoff als würziger Streifen über den Himbeer-Horizont. Nougatschokolade und ein Touch Kirsch melden sich im Rückaroma. Definitiv ist hier das erste Reifeplateau noch nicht erreicht, als Solist gefällt der „Clos de Pachje“ aber ebenso wie zum Alpkäse (Schweizer Pairing, eh klar!).
Ebenfalls aus dem Jahrgang 2015 stammt der Syrah von Patrick z’Brun, er zeigt, was hier noch zu erwarten sein wird. Der „Rhone Saga“ reift im Barrique, 30% davon im neuen Holz, und die Sekundäraromen brauchen ein wenig, bis sie verfliegen. Im großen Kostglas im Widder allerdings findet sich schnell der „Sportgummi“-Geruch, den wir mit dem sortentypischen Eukalyptus des Syrah assoziieren. Dazu kommt eine Dosis grüner Pfeffer, der den Sauerkirsch-Cassis-Duft ergänzt. Viel Beerenfrucht, immer mit Vanille und etwas Tabak aus der Fasslagerung verwoben, gibt es dann auch am Gaumen.
Die Würze des Schieferbodens, aktuell als Harissa (Paprikapaste) und Piment zu spüren, wird noch zulegen. Johannesbeeren und Hollerkoch bilden den dunklen Kern, etwas Grüner Paprika im Rückaroma signalisiert: Bitte warten! Im Gegensatz zu seinem Macher hat der Syrah den Gipfel noch nicht erklommen, die Ausstattung im rotweinigen Basislager allerdings spricht sehr dafür, dass er das locker bringt. 2021 oder so. Und hoffentlich auch ausserhalb der Schweiz!
Bezugsquellen:
Domaines Chevaliers, Lux Vina „Petite Arvine Altimus“ 2016 ist um ca. 30 Euro, der Pinot Noir „Clos de Pachje“ 2015 um rd. 46 Euro und der Syrah „Rhone Saga“ 2015 um etwa 49 Euro (je nach Franken-Kurs) im Webshop des Walliser Weinguts erhältlich, www.lux-vina.ch