Mitten auf einer italienischen Weindegustation auf einen Steirer zu stoßen, dessen Weine man eh zu wenig kannte, kann nur Schicksal sein! Und so stehen wir bald verzückt bei Ewald Zweytick, der im Schloß Lispida bei Abano Terme seine Weißweine erklärt. Das Gespräch mit Gläsern in der Hand beginnt mit einem Gelben Muskateller, der eine Ahnung davon gibt, warum die Sorte ihre Fans zu Recht hat. Zweyticks 2016er Version stellt keine Fruchtbombe mit Muskatabrieb dar, sondern hat einen elegant verpackten Früchtekorb anzubieten. Noch nicht reife, kleine Rosenmarillen sind darunter, dazu auch Ringlotten und deutlich auch Grapefruit-Noten. Dieser Eindruck täuscht nicht; ein leichter Gerbstoff strukturiert den von Saftigkeit geprägten Muskateller, der auch eine feine mineralische Note mitbringt. Fängt ja schon mal gut an!
Es sind aber stoffige Weine wie der „November Rain“ (ja, der heißt so nach dem Guns N‘ Roses-Song!), die den Ratscher Winzer bekannt gemacht haben. Und sein 2013er Chardonnay bringt einen ungewöhnlichen Duft mit, der ihn gleich einmal von den Sesam-Vanille-Stangerl-Gerüchen sonstiger Barrique-Weine absetzt. Die 18 bis 22 Monate im Holz haben ihm die Frucht-Säure-Balance nicht abgewöhnt und so riecht der 2013er November Rain wie perfekte Zwiebelmarmelade. Der Kostschluck bringt dann die volle Schmelzigkeit des guten Holzeinsatzes zum Vorschein: Butterscotch, braun-karamellisierte Ananas und auch eine stoffige Fruchtigkeit, die lange anhält. Es ist nur der Blick auf eine erotisch entblößte Schulter, den dieser Wein mit den richtigen Rundungen jetzt freigibt – er hat sich noch einiges für die Zukunft aufgehoben.
So if you want to love me
Then darlin‘ don’t refrain
Or I’ll just end up walkin‘
In the cold November rainGuns N‘ Roses (1992)
Dermaßen vorbereitet wird es Zeit für den im großen Holz gereiften Sauvignon blanc des „Guns N‘ Roses“-Fans. Der von einer sandigen Süd-Südostlage stammende „Pfarrweingarten“ 2015 man noch jung sein, aber er zeigt keine Spur von grasiger Sauvignon-Stilistik. Hier ist sie einmal, die eingeforderte Passionsfrucht, nach der Zweyticks verblichener Kollege Didier Dagueneau immer gesucht hatte! Rauchig und säurig zugleich stimmt der Duft auf einen Wein ein, der eine vollmundige Frucht mitbringt. Nektarine in jedem Fall, dazu eine zarte nussige Note und wie nicht anders zu erwarten bei Zweytick auch viel Schmalz.
Der zwei Jahre ältere Sauvignon „Don’t cry“ lagerte ebenfalls im Barrique wie der Morillon und zeigt, wohin die Reise gehen kann: Die Maracuja-Düfte steigen auch bei ihm aus dem Glas, dazu spürt man die an Quittenkäse erinnernde reduzierte säurig-herbe Frucht. Der vom Stermetzberg mit seinem Opok-Schotter-Gemisch stammenden Wein befindet sich momentan herrlich in Schwebe: Süffiges Steinobst ist da und leichte Tropenfruchtigkeit, die nie kitschig, sondern immer frisch wirkt. Kurz: Großes Kino von einem, der den Wein „im Zweifel immer ein wenig länger im Fass lässt“. Gute Entscheidung, nicken wir da nur zustimmend.
Bezugsquelle:
Ewald Zweytick, Gelber Muskateller 2016 kostet EUR 12,90, der Sauvignon Blanc „Pfarrweingarten“ 2015 EUR 35,90, der fassgelagerte Chardonnay „November Rain“ 2013 ist um EUR 51,90 erhältlich, alle bei der Vinofaktur, www.vinofaktur.at