Auch 2017 sieht neue Gins aus Österreich in den Gläsern, sobald der Kater vom Silvester abgeklungen ist. Kurz vor Weihnachten hat Simon Vetter ein Fläschchen seines wacholdrigen Erstlings in die handgefertigte Kartonschachtel gepackt und abgeschickt. Nun war es an der Zeit, den Vorarlberger Gin zu verkosten, zumal die Ländle-Brenner ein gutes Händchen nicht nur für ihren Birnenschnaps „Subirer“ besitzen.
Beim Lustenauer Brenner (am Foto mit seinem Wodka) kommt aber noch dazu, dass er auf dem Vetterhof quasi aus dem Vollen schöpft, wenn es um die Suche nach Botanicals geht. Mädesüß, Holunderblüten und -beeren, Bohnenkraut, Zitronenverbene, zwei Arten Melisse und natürlich Wacholder stammen vom eigenen Feld bzw. der Alpe. „Der wird dort den Sommer über von unseren Rindern und Kälbern auf seine Güte getestet“, so Vetter.
Wie beim Dinkel-Wodka haben die Illustrationskünstler des Kollektivs „Franz, the lonely Austrionaut“ fünf verschiedene Cover begesteuert, von der dreiäugigen Gemse bis zum Hasen-Stupsnäschen, das am Wörtchen „Gin“ schnuppert (unser Favorit!) reicht die Auswahl. Und nachdem aktuell auch immer eine gute Geschichte dazugehört zu neuen Gins, hat man auch einen Vorfahren namens Jakob Vetter gefunden. Als Musketier der Emser Grafen soll er bei der Belagerung von Maastricht 1597 auch den Ur-Gin Genever kennengelernt haben.
Doch genug der Historie, wie schmeckt der Neue aus Lustenau?
Fruchtig im Duft, erinnert der Gin fast an Himbeer-Geist. Die Wacholder-Note kommt erst allmählich auf Touren, dass der Fokus der Rezeptur nicht auf Zitrusfrüchten liegt, merkt man im Duft. Hier dürfen die Kräuter mit der dunklen Aromatik von Holunder und Wacholder interagieren.
Sanft auch mit seinen 42% Alkohol, bringt das Mundgefühl eine gewisse Sattheit mit, die sich erst allmählich wieder als dunkle Beeren dechiffrieren lässt. Die Länge des Gins ist auffallend und angenehm, im Finish meldet sich noch kräftig Wacholder, aber auch eine dezente Wurzelnote (man kann an Gelben Enzian denken).
Und natürlich stand auch die Mixability auf dem Prüf-Stand: Mit Tonic Water -in unserem Falle zitrusbetontes Thomas Henry – erhöht sich der blumige Anteil im Duft des Vetterhof-Gins. Fast unwillkürlich denkt man dann an Rosenblüten; die Bitter-Noten am Gaumen werden weniger, erst nach einem süßen Auftakt – wieder Himbeere – kommt der würzig-harzige Kräutergeschmack zum Tragen. Definitiv ein interessanter Wurf, der Simon Vetter da gelungen ist. Lediglich anglophile Gin-Puristen, die Zitrus und Koriander brauchen, sollten sich langsam an den Neuen im Regal herantasten.
Bezugsquelle:
Vetterhof, „Gin“ ist um EUR 36 (0,5 Liter-Flasche) ab Hof erhältlich, http://vetterhof.at/