Als Comicfan schleichen wir lange um die Flasche herum. Der Flascheninhalt eines so genau unseren Zeichen-Geschmack treffenden Superhelden-Etiketts kann eigentlich nur enttäuschen. Doch Mut, das lehren Batman und Co., kann man sich nicht kaufen. Also wird dann doch verkostet, was da im argentinischen Mendoza in leuchtendem Türkis abgefüllt wird. Hey, Malbec!, ruft der Wein schon seinen eigenen Willkommensgruß.
Er stammt aus der 2009 gegründeten Winery des Sohns von Jorge Riccitelli, dem langjährigen Winemaker von Gernot Langes-Swarovskis argentinischer Bodega Norton. Matias Riccitelli bewirtschaftet heute selbst 20 Hektar in Höhenlagen zwischen 980 und 1.120 Metern, der Wein mit dem Superhelden-Etikett stammt aus einer 12-jährigen Anlage in Luján de Cuyo. 30% wurden im Barrique gelagert, der Rest des Malbecs reifte im Betontank.
Im Duft finden sich beim Jahrgang 2015 rote Rübe, Kümmel, aber auch Vanille von der Fass-Charge. Dass es sich um kein Leichtgewicht handelt, macht ein alkoholischer Druck in der Nase klar – konkret sind es 14,5 % Alkohol. Am Gaumen hingegen beginnt der Superhelden-Malbec eher schlank, erst allmählich baut sich das intensive Beerenaroma auf, auch zarte Espresso-Noten gesellen sich zu den Brombeeren. Deutlich aber ist das pfeffrige Finish, das in seiner Melange aus Fruchtigkeit und Würze an den kambodschanischen Kampot-Pfeffer erinnert. Wem das zu exotisch ist, kann sich mit der Kurzbeschreibung trösten: Vollmundiger Rotwein mit viel Schmelz, der auch als würziger Steak-Begleiter funktioniert.
Der 35-Jährige Riccitelli hat aber auch eine zweite Linie, sie trägt den vorerst schräg anmutenden Namen “The apple doesn’t fall far from the tree”. Damit spielt er auf die Arbeit seines Vaters an, dem er hier stilistisch nacheifert – sechs Weine gibt es unter dem Label mit dem Apfelbaum, in Österreich hat man sich für den Cabernet Sauvignon 2015 entschieden. Der beginnt mit weichen Noten nach Vanille und Schokolade, ehe sich deutlich der Pyrazin-Ton der grünen Paprika durch die Sekundärnoten der zwölfmonatigen Barrique-Lagerung kämpft. Auch ein Anklang an waldige Aromen, konkret: Champignons im Unterholz, findet sich bei diesem Wein.
Das Mundgefühl stellt mit seiner viskosen Art fast einen Likör-artigen Auftakt dar, doch es kommt noch einiges in diesem vielschichtigen „Cab“, der einen altvertrauten Stil der Neuen Welt darstellt, der sich mehr auf die reife Frucht, als Fasseinfluss stützt: Krenwurzel, Ingwer, aber auch satte Kirsch-Aromatik, die in ein schokoladiges Finale mündet, notieren wir. Für den einen fast zu intensiv in seiner konzentrierten Frucht, gefällt gerade die breite Anlage Skeptikern des Cabernets. Der Apple doesn‘t fall far from the tree polarisiert mehr wie der Malbec – aber es kann auch nicht jeder ein Superheld sein.
Bezugsquelle:
Matias Riccitelli, „Hey, Malbec“ 2015 ist um EUR 19,80 erhältlich, der Cabernet Sauvignon „The Apple does not fall…“ 2014 um EUR 26,10, beide bei Wein & Co., www.weinco.at