Viel Wein von Andi Kollwentz kam dieser Tage in unser Kostglas. Schuld war die zufällige Häufung von grossen Proben – erst die der Renommierten Weingüter Burgenlands, dann bei der VieVinum – aber die unterschiedlichen Schwerpunkte führten dennoch zu einem Ergebnis: Der Grosshöfleiner Winzer arbeitet nie auf Uniformität. Der 2010er Chardonnay aus der Ried Tatschler mag Fans des opulenten Stils dieses Austroklassikers verstört haben, nur „Power“ gab das nasskalte Jahr halt nicht her.
Dafür eine salzig-mineralische Kühle und Finesse, wie man sie hierzulande selten im Chardonnay findet. In der „Charakterweine“ betitelten RWB-Verkostung zählte er zu jenen Weinen, bei denen instinktiv klar wurde, warum sie gewählt wurden. Während hier mit dem Jahrgang an optimaler Kühle, die dennoch vor Spannung vibriert, gearbeitet wurde, musste bei den gegenwärtig erhältlichen Roten die Üppigkeit etwas gebremst werden. Aber auch dieses Spiel beherrscht Kollwentz, wie sein in Eisenstadt vorgestellter Blaufränkisch bzw. Pinot Noir klar machten.
Der Pinot Noir „Dürr“ aus dem Jahrgang 2013 ist ein richtiges Lehrbeispiel, was man von der Sorte erwarten darf. Hellfärbig und mit einem burgundischen „Stinkerl“ stellt sich der Wein einmal vor, noch ehe man den ersten Schluck genommen hat. Natürlich finden sich auch rote Beeren, wie sich das für einen schulmäßigen Pinot gehört. Spannend aber stellt sich die kühle Art dieser Himbeer-Nase dar, da schwingt auch immer ein wenig Zitronenzeste mit und ein Hauch gerösteter Sesam.
Trinkt man den „Dürr“ 2013 erst einmal, überrascht die vollmundige Art, die mit der kühlen Nase nicht ganz im Einklang steht. Aber 2013 war ein wärmeres Jahr, insofern sind die an Erdbeer-Marmelade erinnernden Eindrücke jahrgangsimmanent, zumal auch eine zarte Süße auftritt. Doch dieser Eindruck weilt nur kurz, denn immer kühler wird dieser Pinot Noir, im Abgang bleibt nur noch kreidig-trockene Beerenfrucht. Als würde man einem Motorrad auf einer Schotterpiste nachblicken, wie es am Horizont verschwindet. Große Klasse, schon jetzt.
Als Burgunder verkleidet scheint sich auch der Top-Blaufränkisch des Hauses zu haben. Auch hier steht ein zartes Stinkerl am Beginn, das an Firniss, Lakritze und Apfelschale erinnert, kräftige herbe Noten bringt der „Point“ 2012 mit. Was unmittelbar und trotz der relativen Jugend von Kollwentz‘ Blaufränkischem auffällt, ist das, was nicht da ist: Wie weggewischt wirkt die Säure.
Dafür beginnt der Point beinahe schon ätherisch verhalten; saftig zwar, aber mit einer schwer zu fassenden Rotfruchtigkeit, die sich eine Analyse entzieht. Dafür belohnt er mit einer Eleganz, die selten zu finden ist bei der burgenländischen Rotwein-Sorte. Der Sortenausdruck weicht hier der schon erwähnten Finesse eines Pinot Noir, in einer Blindprobe in drei Jahren wird er nahezu nicht zu erkennen sein.
Im direkten Vergleich mit dem ebenfalls herrlichen „echten“ Pinot, dem 2013er Dürr, wirkt er dennoch ganz anders und doch haben sie etwas gemeinsam – die große Klasse und den dementsprechend hohen Preis. Dennoch: Schwere Wegleg-Empfehlung, dieses Duo steigt nicht nur im Wert, sondern wird auch in zehn Jahren noch Trinkspaß auf allerhöchstem Niveau bieten.
Bezugsquelle:
Kollwentz, Pinot Noir „Dürr“ 2013 ist um EUR 37,71 erhältlich, der Blaufränkisch „Point“ 2012 um EUR 50,94 beide bei Vinorama, www.vinorama.at