Dass es viel Kärntner Bier im südlichen Niederösterreich gibt, liegt an einer geschlossenen Brauerei. Klingt seltsam, ist aber so. Denn die Vereinigte Kärntner Brauereien AG (VKB) besitzen nicht nur die Villacher und eine Klagenfurter Braustätte, sondern sorgten vor gut zehn Jahren auch für die dunkle Stunde des Piestingtaler Brauwesens: Nach dem Kauf wurde die Brauerei Piesting nämlich geschlossen. „Piestinger“ wird aber weiter vertrieben und damit dem Vorjahr priesen die Vertreter den Wirten eben auch ein Kreativbier aus Klagenfurt an: Schleppe No. 1.
So weit die Vorgeschichte. Denn dieses Pale Ale gefiel zwar, aber mit dem für das flache Land (die Bucklige Welt ist nicht Belgien!) progressiven Gebinde war wenig Staat zu machen. Wer lagert sich schon eine 0,75 Liter-Flasche zu 9 Euro ein? Und welcher Gast steht auf Bier-Sharing? Eben!
Nun kann die Gastronomie aufatmen, denn die Vereinigten Kärntner hatten ein Einsehen: Die neuen drei Schleppe-Kreativbiere gibt es auch in der kleinen Flasche – und das „alte“ auch gleich. Das auch mit dem European Beer Star ausgezeichnete No. 1 mit seinem Alkoholgehalt von 5,3 % Vol. ist eine richtige Fruchtbombe: Orange, Mango und etwas Koriander springen einen förmlich an. Im Mund hingegen ist es die Maracuja, die sich ausbreitet. Die zarte Hopfung und die Tropenfrucht-Noten ergeben einen saftigen Antrunk, in den sich zur Passionsfrucht auch Orangen-Töne mischen. Die Bittere ist trotz des offensichtlich exzessiven Aromahopfen-Einsatzes recht dezent und macht das No.1 zu einem idealen Einstieg in die Kreativbier-Welt für eher „klassische“ Biertrinker. Wir blicken aromatisch zwar in Richtung eines IPA, des ikonischen Bierstils der „Crafties“, aber immer mit Maß und Ziel.
Wenn wir schon bei den Favoriten unter den vier Schleppes sind, dann kommen wir gleich mit dem No. 2 daher. Als Weizen-Bock bringt das obergärige Bier mit seinen 6,9% alles mit, was man von diesem Typus erwartet: Die Bananen-Note im Duft ist ausgeprägt, auch die Getreide-Aromen von Weissbrot und Cornflakes merkt man, dazu nahmen wir auch einen leicht säurig-fruchtigen Duft wahr, der an Himbeeren erinnerte. Vollmundig, wie zu erwarten war, ist dieses Klagenfurter Weizenbier, wobei es nie zum brotig-hefigen Charakter reicht – die Leichtigkeit bleibt gewahrt, auch eine nicht zu dezente Hopfung verleiht der No. 2 eine ungewöhnlichere Aromatik gegenüber manchen bayrischen „Flüssigbroten“. Ein schönes Weizenbier mitr hopfigem Einschlag, könnte man sagen.
Die Surfer von Klagenfurt haben (ein) Saison
Zum Frühling passt das mit einem Hahn geschmückte No. 4; das Federvieh steht dabei für Wallonien, den französisch-sprachigen Teil Belgiens. Von hier stammt der Bier-Typ Saison, ein für die Feldarbeit eingebrautes leichteres Bier. Stroh-hell in der Farbe, duftet dieses Schleppe nach Holunderblüten und etwas Zitronenmelisse, auch am Gaumen melden sich frische Noten wie Zitronenzeste und sogar etwas Ananas (säurig-grün, nicht süß-bräunlich, um das Frucht-Kopfkino anzusprechen). Auch etwas Weißbrot ist da und am Ende der ganz zart prickelnde Eindruck von weißem Pfeffer, dazu ein ganz leichter hopfiger Eindruck. Im Kern dominiert eine leichte Bananen-Aromatik, wobei sich das „Belle Saison“, wie das No. 4 auch heißt, fast zu leicht dahintrinkt. Wäre es aus Mexico oder Australien, würde man es als „Surfer-Bier“ klassifizieren. Dennoch: Ideal zur Weißwurst.
Geselchtes, Schüttelbrot und etwas Kümmel – für ein India Pale Ale (IPA) sind das schon recht ungewöhnliche Duftnoten. Wo ist die Exotik vom Aromahopfen? Nun, wir haben das No. 3 im Glas, ein Imperial IPA, also kurz gesagt: ein Bier mit „viel von allem“ – Alkohol, Hopfen und Malz. Beachtlich ist der stabile, großporige Schaum des Bernstein-farbenen IPA mit seinen 8,2 Volumsprozenten, der dann noch ein Wölkchen Mango-Duft aufsteigen lässt. Malzige Süße kommt am Gaumen durch, dazu auch Orangenzesten und ein herber, aber cremiger Nachtrunk, der ein wenig an Milchkaffee erinnert. Hier wäre ein fetterer Fisch gut aufgehoben, in diesem Bier darf er zum dritten und letzten Mal – nach Wasser und Öl – gerne schwimmen. Und das nicht nur am Wörther See!
Bezugsquelle:
Schleppe Brauerei, No. 2 (Weizenbock) ist wie die anderen drei Kreativbiere um jeweils EUR 2,90 (0,33 Liter) erhältlich, vom No. 1 (Pale Ale) gibt es auch die Großflasche (0,75 Liter) zu EUR 9,90. Alle Schleppe-Abfüllungen sind bei BeerLovers bestellbar, https://beerlovers.at