Sie haben die kleinsten Flaschen und knallen dann so Wort-Tausendfüssler wie „Iphöfer Julius-Echter-Berg Riesling VDP Erste Lage“ drauf – willkommen in Franken! Die Winzer mit den Bocksbeuteln, wie die traditionelle Flasche des deutschen Weinbaugebiets heißt, waren in Wien und es passierte, was sich im Leben oft ereignet: Man freut sich auf A und verlässt dann mit B den Schauplatz. Was für Läden und Heiratsmärkte gilt, ereignete sich in diesem Fall im Glas. Denn Silvaner und Scheurebe sind die Domäne der Winzer wie Rainer Sauer oder Ludwig Knoll (vom Weingut am Stein).
Auch Dr. Uwe Matheus, der Önologe des Weinguts Hans Wirsching, startete mit einer 2014er Scheurebe Kabinett in die Verkostung. Ein Wein voller Spannkraft, frisch schon im Duft nach Zitruszesten, vor allem Limette, und einem zarten Gerbstoff, der ihn zu einem knackigen Wein mit aromatischen (Melone und Passionsfrucht) Mittelstück macht. Doch nach dem zweiten Wein war die Aufmerksamkeit dahin, der Riesling mit dem oben schon zitierten „Iphöfer Julius-und-so-weiter…“ als Lagenbezeichnung stammte ebenfalls aus dem Jahr 2014 und bot nichts weniger als Smaragd-Qualität zum kleinen Preis. Nicht, dass die Weine – vor allem der Silvaner (Kronsberg Großes Gewächs VDP Große Lage 2014) stellte einen beachtlichen Wein der hierzulande selten beachteten Sorte dar. Aber gegen diesen Riesling…
Was uns so fesselte: Hier hat die Exotik des Rieslings einmal nicht die honigsüßen Begleitdüfte der Botrytis; Papaya und Dosenpfirsich notieren wir, so strahlen dies Südfrüchte aus dem Glas. Aber von plumpem Antritt ist der fränkische „Riesler“ weit entfernt – schließlich sind da noch die rauchigen Noten (vom Sandstein-Boden der Lage), aber auch eine säurige Kraft, die an die „Fizzers“-Tabletten denken lässt. Ebenso vielschichtig spannt sich der Iphöfer Julius-Echter-Berg am Gaumen auf. Knackig zu Beginn, kommt die Fruchtsüße erst allmählich durch, setzt sich dann aber mit ihrer satten Aromatik nach saftiger Marille (Dr. Matheus würde „Aprikose“ sagen) fest. Die stammt zur Gänze aus dem Extrakt, mit fünf Gramm Restzucker ist der Wein nämlich trocken, auch wenn der gefühlte Eindruck höher liegen mag. Aber Frucht stört hier nicht, schließlich haben die Honigmelonen- und Papayatöne auch noch gehörig Frische aus dem Zitrusfruchtkorb abbekommen; mit zarter Grapefruit und eben auch gerade merklich herb klingt dieser Preis-Leistungswein aus.
Und wer dann recherchiert, findet die Notiz aus 1950, dass ein Riesling der nämlichen Lage, die da Iphöfer Julius-Echter-Berg heißt, damals zur Krönung der britischen Monarchin Elisabeth II. serviert wurde. Es war also quasi ein königlicher Wirsching, was uns da vom Silvaner-Trinken ablenkte. Na dann!
Bezugsquelle:
Hans Wirsching, Riesling „Iphöfer Julius-Echter-Berg Riesling VDP Erste Lage“ 2014, ist um EUR 12,50 ab Weingut erhältlich, www.wirsching.de