Immer mehr Kenner fahren einen kleinen Umweg, wenn es in die Südsteiermark geht. Die Bi-Polarität der dortigen Weine – (teure) geschmacks-intensive Reserven und oftmals belanglose einfache Einstiegsweine – haben vor allem dem leistbaren Mittelbau zugesetzt. Sortencharakter findet sich oftmals verwaschen, teils durch problematische Wettersituationen im Inversionslagen, teils durch Winzers Zutun, aber immer noch zu Preisen, um die man anderswo drei Flaschen Veltliner nicht minderer Qualität erhält. Das Augenmerk auf die Ortsweine zu legen, wie schon beschrieben, scheint ein Ausweg. Der Weg ins Sausal ein anderer.
Denn hier ist das Gefüge noch logischer, die Mineralik speziell in den Steillagen (bei Gerhard Wohlmuth allen voran) unglaublich präsent in den Weinen, und die jungen Winzer haben auch den Willen, ihr Gebiet nach vorne zu bringen. So zählt die Präsentation der Sausaler Weine auch für Sommeliers zu einem Fixpunkt. Von hier kommt Neues, das man seinen Gästen gerne präsentiert – und zwar im traditionellen Stil. Wer im Schweiße seines Angesichts die Trauben von den Schiefer-Spitzen schneidet, kommt nicht auf die Idee, damit Natural Wine-Experimente zu veranstalten. Spannend ist aber auch so, was Winzer wie Stefan und Bernhard Schauer in Kitzeck und Umgebung füllen.
Seit dem Relaunch der Etiketten und einer Marketingoffensive findet man in feinen Wein-Verkaufsstellen – von Katharina Graners „Delicius“ bis zu Marco Simonis Store – Schauer’sche Weine. Der knackig-frische Weißburgunder „Kittenberg“ aus dem Jahr 2013 macht schon einmal neugierig, was abseits der „Easy-drinking“-Abteilung (im besten Sinne) aus dem Kitzecker Keller kommt.
Sehr mineralisch zeigt etwa sich der Grauburgunder „Schiefergestein“ schon zu Beginn. Gelbfruchtig im Duft nach unreifer Marille und Ringlotte, gesellt sich am Gaumen ein schöner Trinkfluss und eine fast an Kreidestaub erinnernde trockene Boden-Note dazu. Doch der Wein mit seinem frischen, sogar leicht salzigen (Laugengebäck) Trink-Animo muss ein wenig dem Jahrgang Tribut zollen, speziell die Mineralik verliert sich den Abend über allmählich bei diesem 2014er, der jung genossen werden sollte.
Üppig und tropenfruchtig zeigt sich hingegen der Duft des 2013er Sauvignon Blancs „Gaisriegel“, mit dem Schauer derzeit für Furore sorgt. Hangneigungen von 65%, 40 Jahre alte Rebstöcke und eine Höhenlage von bis zu 560 Metern machen ihn zum außergewöhnlichen Weinberg. Neben den exotischen Noten von Ananas und Mango ist da auch Amarenakirsche, die allmählich in das satte Aroma vom Johannisbeeren übergeht. Saftiges Cassis macht sich auch auch am Gaumen bemerkbar, das ist es, was man gemeinhin „a Mäuvoll Weu“ nennt in Österreich. Dass der Steirer nicht nur satt in seiner Fruchtpracht thront, verhindert ein mineralischer Zug, der sich mit der selbstsicheren Frucht zwar plagt, aber immer durchkommt. Gegen Ende blitzt auch die Säure auf, in den besten Momenten beherrscht das Spiel zwischen Frucht und Säure die Eindrücke im Mund.
Das Geschmacksprofil „Säure aus den Tropen“ setzt sich auch im Rückgeschmack fort, da belohnt der Sauvignon mit einer Dosis Maracuja. A propos belohnen: Dem „Gaisriegel“ 2013 kann man ruhig etwas Zeit gönnen, die Nachricht aus dem „Oxy-Labor“ genannten Reiferaum am Tag darauf lautete nämlich „Der legt sogar noch zu“. Genau wie das Sausal selbst offenbar!
Bezugsquelle:
Weingut Schauer, Weißburgunder „Kittenberg“ 2013 ist um EUR 11,50 erhältlich; der Grauburgunder „Schiefergestein“ 2014 kostet EUR 11,50 und der Sauvignon Blanc „Gaisriegel“ 2013 ist um EUR 24 ab Hof erhältlich, www.weingut-schauer.at