Die weisse Jacke des Chemielaboranten ist mit einem flamboyanten Stecktuch geschmückt, doch Sam Carter gibt heute dennoch den Professor. Der Head-Bartender der „Empire Bar“ in Laverstoke am Flüsschen Test hat eine Geschichtslektion rund um den „Cosmopolitan“ für uns parat. Denn der war schon einige Zeit in den Bars zu haben, ehe die „Sex and the City“-Girls ihn populär machten. Das meist verbreitete Rezept stammt aus Dale de Groffs Buch „The Craft of the Cocktail“ und der Altmeister verwendete dazu den holländischen Ketel One Citroen-Wodka anstelle des ebenfalls oft genannten (1985 neu eigeführten aromatisierten Wodkas) „Absolut Citron“.
Der Vorläufer dieses dunkel-rosa Drinks hört allerdings auf den Namen „Gin Cosmopolitan“ und deshalb kommt auch Sam Carter darauf zu sprechen, der für „Bombay Sapphire“ die Entwicklung neuer Drinks über hat. Denn schon in den 1930ern wurde die Mischung mit dem Orangenlikör Triple Sec und Zitronensaft getrunken. Der einzige Unterschied im Rezept, wie es etwa „Pioneers of Mixing at Elite Bars“ schon 1934 listet, besteht im Himbeersaft, der zum Einsatz kam.
Himbeere und Harpune: Die Vorläufer
Dass sich allmählich der Cranberry-Saft als Ersatz durchsetzte, liegt unter anderem an der Marketing-Anstrengung des Herstellers „Ocean Spray“, der in den 1960ern den „Harpoon“ auf seinen Etiketten anpries. Hier wurde wahlweise Gin oder Wodka mit dem Cranberrysaft und Soda kombiniert, die Zitrone führte nur als Deko eine Randexistenz. „Wir ziehen den Cosmo jetzt wieder auf die Gin-Seite zurück“, grinst Sam Carter im Stan Laurel-Stil und greift zum Shaker. Denn „es ist ein sommerlicher Drink, auch wenn man die Cranberry vielleicht eher mit dem Winter assoziiert“, gibt uns Carter freie Hand, die Sommerdrink-Serie damit fortzusetzen.
In seiner Variante, dem „Modern Epicurean“, ersetzt der wegen seiner vielfältigen Verwendung auch als „Bartender’s Ketchup“ verunglimpfte Holunderblütenlikör „St. Germain“ den Orangenlikör (Triple Sec bzw. bei de Groff auch Cointreau).
Modern Epicurean
(Sam Carter, Empire Bar, Laverstoke/GB)
Saft einer halben Limette
25 Milliliter (ML) Cranberry Saft
15 ML St. Germain
35 ML Bombay Sapphire Gin
Zunächst die Limette in den Shaker pressen, mit St. Germain, Cranberry und Gin auffüllen und mit Eis shaken, in die vorgekühlte Cocktail-Schale (Coupette) doppelt abseihen. Als Garnitur wird eine leicht geflämmte Orangenzeste verwendet, mit der zuvor der Stil des Glases eingerieben wurde.
Bezugsquelle:
Bombay Sapphire Gin ist um EUR 22,90 (0,7 Liter) bei Interspar erhältlich, „St. Germain“ gibt es um EUR 27,90 bei Killis Getränke, www.weinwelt.at bzw. www.killis.at