Auch vom Boom läßt man sich auf der Hohen Wand nicht hetzen. Seit gut zwei Jahren feilt Andreas Mohr-Sederl, mit seinen Fruchtsäften und Bränden längst über die Region hinaus bekannt, an seinem Gin. Jetzt endlich entläßt er das wacholdrige Kind in die Welt. Wobei man bei der Rezeptur auf die Kompetenz des Hauses vertraut hat. Statt importiertem Neutralalkohol aromatisiert der von der Spirituosen-Verordnung geforderte Wacholder in seinem Falle einen Apfel-Trester-Brand. Die Nachhaltigkeit – die Rückstände des Apfelsaftpressens werden gebrannt – paßt also schon einmal.
Punkto Botanicals hält man sich wie überall bedeckt, in einem Nebensatz über das „Flieder-Pflücken“ läßt sich aber eine Zutat Mohr-Sederls erkennen, Lavendel dürfte ebenfalls mit im Spiel sein, auch Kümmel, das verrät die Homepage. Der echte Coup gelang aber mit dem Namen, denn „Kaiser-Gin“ will man auch kosten, wenn man kein japanischer Tourist ist. Und sei es nur, um zu sehen, ob der so benamste Gin wirklich in der Kaiserklasse der stark gewachsenen österreichischen Wacholder-Produktion mitspielt.
Das erste Glas erinnert mit seinem herb-floralem Duft fast an einen Tannenwald. Der Wacholder tritt gegen dieses leicht harzige Aroma in den Hintergrund, Lavendel und etwas weisser Pfeffer kommen durch. Am Gaumen ist der im Geruch noch recht kantige Gin dann angenehm weich, die Aromen sind zarter, jetzt läßt sich auch der grüne Apfel sehen bzw. schmecken. Lang und mit einer schönen Bitterkeit klingt der „Kaiser“ aus.
Selbst einem kaiserlichen Gin wird aber meist ein Tonic zugesellt. In dieser Mischung empfiehlt sich ein für die kräutrigen Gins kreierter Filler wie das „Mediterranean Tonic Water“ von Fever-Tree.
Bezugsquelle:
Mohr-Sederl, Kaiser-Gin, ist um EUR 30 (0,5-Liter-Flasche) ab Hof erhältlich, www.mohr-sederl.com