Es war nur zur Hälfte witzig gemeint, als Leobersdorfs Rotwein-Meister Wolfgang Pöltl vor dem Einschenken fragte: „Kannst Du mit Pinot umgehen?“ Jetzt ist die Sorte zwar keine gefährliche Substanz, aber in Zeiten alkoholisch-fetter „Barbie Wines“ (kein Puppen-Bashing; die Amis meinen damit Barbecue-Begleitweine – und die müssen gepimpt sein) ein Outcast. Was Pöltl also sagen wollte: Pinot noir muss man verstehen. Oder bleiben lassen.
Speziell die karge Art des Blauburgunders, die bereits bei der Farbe beginnt („a dünnes Wasserl“, schimpfen Gegner der Diva gerne), muss man mögen. Mehr und mehr hat sich daher eingebürgert, mittels Fasslagerung eine aromatisch kräftigere Variante zu erzielen. Die lehnen Puristen zwar ab, dafür schmeckt der wuchtigere Pinot dann auch Skeptikern der Sorte und wird bei Blindverkostungen auch gerne mal für andere Rote gehalten. So schön schienen die Claims abgesteckt, da schickte Heinrich Hartl, der den dynastischen Zusatz „der Dritte“ führt, seine Pinot Reserve.
Die beginnt geradezu klassisch, mit einem Waldbeeren-Duft, allerdings erschnuppert man statt der sortentypischen Erdbeere mehr und mehr dunkle Noten, die an frische Heidelbeeren erinnern. Leichte Anklänge an guten Balsamico addieren sich ebenso dazu wie eine kräutrige Note, womit man endgültig gespannt ist, wie dieser vielschichtige Wein denn schmeckt. Um es kurz zu machen, alle Aromen finden sich auch am Gaumen, dazu eine leichte selchige Ader, aber vor allem ist der Wein saftig ohne Ende. Der dritte Weg des Pinot besteht also in einer dunkelfruchtigen Variante, die ihre Kraft nicht aus dem Fass bezieht und deren Würze die von Hartl beabsichtigte Umbenennung der Riede in „Kräutergarten“ mehr als rechtfertigt.
Bezugsquelle:
Heinrich Hartl III, Pinot Noir Reserve 2010, EUR 14,50 ab Hof, www.weingut-hartl.at