So schnell kann ein neues Weingut entstehen: Mit dem Jahrgang 2014 führt Rainer Christ nicht nur sein eigenes, sondern auch das Bio-Weingut Petershof am Bisamberg. Was hier erstmals mit neuem Label gefüllt wurde, hat aber eine lange Vorgeschichte, immerhin ist das seit 1992 bestehende zwei Hektar große Anwesen das älteste Wiener Bio-Weingut. Es war der Ruheplatz eines Architekten, der hier zwischen großen internationalen Hotelprojekten seinen eigenen Wein anbaute. Vinifiziert – und hier kommt Christ ins Spiel – wurde er aber von Profis.
Mit dem Jahrgang 2014 übernahm der Jedlersdorfer Winzer nun das Weingut zur Gänze, das jetzt als „Petershof by Weingut Christ“ firmiert. Spontanvergärung, langer Hefekontakt und Verzicht auf Schönungen sind dabei Ehrensache. Und – man darf es vorweg nehmen – beide Weine
Der Rosé 2014, aus dem hier wachsenden Zweigelt gekeltert, riecht geradezu explosiv nach roten Beeren. Ein Duft wie Himbeersirup, dazu auch etwas Bisquit, steigt aus dem Glas. Lässt man ihn ein wenig „atmen“, kommen auch Zitrusfrüchte – Pink Grapefruit und ein Hauch Bergamotte – dazu. Am Gaumen beginnt der Bio-Rosé saftig und mit einem Anklang an rote Äpfel, ein feines Nusserl ist spürbar, ehe der feinstofflich-elegante Wein mit kräuterwürzigem Finish ausklingt. Leicht bremselnd und wie eine Blumenwiese verabschiedet sich dieser „Schüttwein“ im besten Sinne. Man darf das ruhigen Gewissens schreiben, denn schaut man auf das Etikett, liest man in Österreich lange schon nicht mehr gesehenen 10,5 % Alkohol darauf!
Die Eleganz des Petershofer Hausstils führt auch der Wiener Gemischte Satz DAC Wiesthalen 2014 weiter, hier wird es fast ätherisch. Er ist noch ein Fassmuster, aber ab Anfang Mai kommt er in den Verkauf. Und das zu einem Preis, der äußerst fair kalkuliert ist für dieses zarte Gebilde aus dem zu Unrecht verschrienen Jahrgang 2014. Kann man einem Wein „gut zuhören müssen“? Falls ja, dann ist der Wiesthalen einer, der so leise spricht. Rainer Christ selbst erwähnt gerne die „Nervigkeit“ (anfangsbetont, nicht bundesdeutsch am „-vi-“!) dieses 2014ers.
Im Duft strahlt der Wein fast in seiner Gelbfruchtigkeit, hier mischt sich gelber Apfel mit Grapefruit, aber auch einer erdigen Note, wie frisch geschabter Gelbwurz. Selbst etwas Marzipan oder noch deutlicher Amarettini kann man ausmachen. Am Gaumen verschlankt sich das deutlich, hier muss man in Zwischentönen denken, die satten Akkorde schlägt der Gemischte Satz nicht an. Zitrusfrüchte, ganz leicht hingetupfter Weingartenpfirsich, verbucht man am Fruchtkonto, noch erstaunlicher ist aber, was da noch zu schmecken ist. Curryblätter und wieder Kurkuma, erdig-herbe Würze jedenfalls, die mit dem eleganten Bisamberger eine Symbiose eingeht, die für Kenner gemacht ist.
So zart wie ein Strohstern, aber mit ebenso klar erkennbarer Form. Spannend wird, wie sich das heutige Fassmuster im Jahresabstand präsentieren wird. Aktuell erfreut diese feine Klinge jedenfalls immens.
Bezugsquelle:
Petershof, Rosé 2014 ist um EUR 7,50 erhältlich, der Wiener Gemischte Satz DAC „Wiesthalen“ 2014 um EUR 11,50, beide beim Weingut Christ ab Hof, www.weingut-christ.at