Blaue Gläser. Wie die Profis der Whisky-Industrie sollten wir es angehen. Und die lassen sich nicht von der Farbe (ab)lenken, wenn sie aus ihren Fässern das finale Rezept zusammenstellen. Gut muss es sein, nicht farbenprächtig. Genau das verlangte Craig Wilson von seinen Gästen. Ort der Übung: Uig auf der Insel Skye, westlich von Schottland. Hier in der Talisker-Destillerie geht es darum, einen Whisky aus drei Proben zusammenzustellen, der dem Sample des Master of Malts möglichst nahe kommt. „Component 1“ bis „Component 3“ sollen sensorisch und mit Meßbecher und Glaskolben so vermählt werden, dass der rauchige Geschmack des Insel-Whiskys präsent, aber nicht überwältigend wird.
Mehr erfahren wir nicht zu den drei „Einzelteilen“, als dass zwischen dem ersten und dem zweiten Malt aus dem Eichenfass vier Jahre liegen. Die Frische von Sample 1 gehört also ein qwenig gemildert, andererseits ist sie das Rückgrat gegenüber der exotischen Frucht des dritten Musters. Die meiste Rauchigkeit bringt hingegen der zweite Whisky ein. Irgendwie muss man das jetzt nur in Einklang bringen. Schütt-schütt, misch-misch! Am Ende pendelt man sich bei 45/30/25 ein. Mir schmeckt’s jedenfalls.
Dieser zarte rauchige Duft – wie ein frisch ausgegangenes Lagerfeuer!
Colin Dunn
Versuch und Irrtum prägen auch das Profileben macht uns Malt-Master Craig einstweilen Mut. „Wir haben auch bei Muster A begonnen und geworden ist es dann Muster Q“. Wobei „Es“ den neuen Single Malt von Talisker meint. Der Einfachheit halber heißt dieser wie die Innere Hebriden-Insel, von der er stammt: „Skye“. Und noch ein zweites Detail verbindet unsere Übungsflaschen mit dem neuen Malt – beide waren mit 45,8% Alkohol versehen. Rauchig wie es der Hausstil ist, duftet es aus dem Glas, „ein gerade ausgegangenes Lagerfeuer“ assoziiert etwa Markenbotschafter Colin Dunn. Zur Smokiness gesellen sich Noten gelbfruchtiger Frische, etwa Marille, aber auch etwas Alge.
Am Gaumen beginnt die neueste Abfüllung aus Uig weich und mit zart erdigen Noten, die einer dezenten roten Fruchtnote (Weichsel) Platz machen. Ab der Mitte gewinnt die Torf-Note wieder an Fahrt. Anfangs begleitet von etwas Milchschokolade, im Finish wird die Glut – um bei Dunns Metapher zu bleiben – aber wieder angefacht. Mit Kräuterfrische – Salbei – und leicht pfeffrig klingt der „Skye“ aus. Gedacht ist er als Einstiegswhisky, etwas über dem Bestseller „Talisker 10“. Das sollte sich ausgehen – und wie wir feststellen sollten auf der Insel besitzt der „Neue“ im Portfolio eine beachtliche Verführungskraft, je später der Abend wird.
P.S.: Ach ja, die Auflösung des tatsächlichen Rezepts lag nicht zumindest von der Tendenz richtig: Mr. Wilson hatte für das „Blending Game“ die Komponenten im Verhältnis 50/40/15 vermengt. Und das Whisky-Unikat ohne nähere Angaben lassen wir uns ein andermal schmecken.
Bezugsquelle:
Talisker, „Skye“ Single Malt ist um EUR 40,50 (in der 0,7 Liter-Flasche) bei Getränke Del Fabro erhältlich, www.delfabro.at