Der Weinberg heißt wie ein Modeschöpfer – Mugler. Dass es plötzlich fünf Hektar am Stück mitten in der Wachau zu kaufen gibt, ist ungewöhnlich genug. Geht der dann noch an einen ausgewiesenen Rotwein-Winzer, zuhause im fernen Carnuntum, steigt die Spannung noch mehr:
Kann Johannes Trapl auch Weißwein machen?
Und überhaupt, wie soll das gehen mit der Distanz?
Sorgsam beäugte man den Newcomer im Gebiet, der sich noch dazu nicht der Vinea Wachau anschloss und somit auch nicht die Wachau-typische Einteilung – von „Steinfeder“ bis „Smaragd“ – mitmacht. Nun hat diese Spannung – „Ich wußte nicht, dass Weinberge Augen und Ohren haben können…“, so Trapl – ein Ende. Denn der erste Vorbote des „Pur“ genannten Projekts liegt vor.
Automobil-Design für die Wachauer Flasche
Der Wein dafür wächst in Rossatz; 3,5 Hektar stehen aktuell mit Grünem Veltliner und Riesling im Ertrag, der Rest wurde neu ausgepflanzt. Am Verhältnis – 70:30 zugunsten des Veltliners – wird sich nicht viel ändern, auch Sortenexperimente hat Trapl keine vor. Dass es der nicht gerade berauschende Jahrgang 2014 wurde, in den seine erste Füllung fällt, stört den Stixneusiedler Winzer nicht: „Ich bevorzuge den kühleren Stil“, erzählt er dem Trinkprotokoll.at. Die großteils im Halbschatten liegenden Mugler-Reben mit einem Alter von bis zu 35 Jahren kommen ihm da entgegen, bewirtschaftet wird der weiße Weinberg Trapls biologisch wie die roten Rebsorten am Spitzerberg.
Die Gestaltung des „Pur Gold 2014“, vom Autodesigner Walter de Silva entworfen, zeigt den modernen Approach Trapls, der bei all den klaren Vorstellungen über seinen Veltliner kein Dogmatiker ist: „Wein ist in erster Linie ein Getränk und soll Spaß machen“.
Analysewerte interessieren mich nur mäßig.
Johannes Trapl, Winzer
Die leichten 11,6% des „Gold“ kommen dem entgegen, wobei Trapl sich wenig um Analysewerte kümmert – der Geschmack zählt für ihn. Hier bleibt man beim ersten Wein auf der frischen Seite, Zitruszeste und gelber Apfel zeigen das im Duft an. Auch Papiernuss und etwas jugendlich-säurige Ananas finden sich. Knackfrisch kommt der in Carnuntum vinifizierte Wachauer auf den Gaumen; die Säure ist markant (5,9 Promille sind es, entlocken wir Analysewert-Skeptiker Trapl). Grapefruit und Zitruszesten ganz allgemein beleben den ersten Schluck, gegen Ende kommt eine leichtes Bitterl dazu, das den insgesamt animierenden Charakter des Weins noch unterstreicht.
Noch heuer sollen die Lagenweine folgen, für Herbst darf man sich also auch auf einen Riesling mit Trapl’scher Handschrift vorbereiten. Schon jetzt lässt sich sagen, dass hier der erste Wachauer Wein vorliegt, der einem kühleren Stil auch eine moderne Aufmachung gewährt. Spannend ist das allemal – und wir bleiben dran!
Bezugsquelle:
Pur Wine Culture, Pur „Gold“ 2014, ist um EUR 15 im Webshop des Weinguts erhältlich, www.purgenuss.at