Wäre der deutsche Riesling ein Gitarrist, würde man ihn einen „Musician’s Musician“ nennen. Denn Österreichs Winzer schwärmen fast ausnahmslos, wenn die Rede auf die alkoholarmen (von 9-12%), kristallinen und aromasatten Gewächse von Rhein, Saar und Mosel kommt. Auf die Weinkarten und in private Keller finden sie dennoch selten, obwohl auch der Preis meist moderater als der heimischer Lagen-Rieslinge ausfällt. Ergo zieren sich auch die Händler, ganz große Weine oder größere Kontingente aus der längst nicht mehr als „Liebfrauenmilch-Land“ anzusprechenden BRD vorrätig zu haben. Eine Spirale, bestehend aus geringer Nachfrage, die noch geringeres Angebot nach sich zieht.
Umso erfreulicher ist die Beharrlichkeit, mit der Donatus Prinz von Hessen versucht, mit seinen Gewächsen (schreiben unser Nachbarn tatsächlich so auf die Top-Etiketten) auch bei uns Fuß zu fassen. Einer muss das deutsche Wein-Dornröschen ja wachküssen, bitte! 33 Hektar im Rheingau bewirtschaftet die Familie mit dem rot-weiß gestreiften Löwen im Familienwappen, deren Riesling Kabinett 2011 eine „fette“ Interpretation der Sorte liefert. Das warme Jahr führte nicht nur zu einer frühen Lese, es lagerte auch schön Zucker ein. Über 12 Gramm sind es geworden, für heimische Gaumen eine Herausforderung – aber nur auf dem Papier. Denn die Süße wird von einem schönen Säuregerüst getragen, dazu kommt eine mineralische Note, die immer wieder hervorblitzt (speziell im Finish). Im Duft weht sie uns als leicht rauchiger Ton entgegen, der sich erst langsam von den Marillen- und Birnenfruchtaromen löst, die die Nase beherrschen. Saftig im Beginn, lang am Schluss, was will man mehr? Lediglich einen Servierhinweis sollte man beherzigen, denn zu warm kommt der Riesler nicht mehr so fein daher, dann macht sich tatsächlich die geballte Süße breit – und das wäre schade.
Bezugsquelle:Prinz von Hessen „Riesling Kabinett“ 2011, 15,99 Euro bei Wein&Co., www.weinco.at