Sein Whiskyglas berührt man mit den Händen und Lippen. „Es hat eine intime Qualität“, formuliert es Leonid Rath. Als einer der Eigentümer der Wiener Manufaktur J. & L. Lobmeyr weiß er, wovon er spricht. Dutzende Modelle, von Gestaltern wie Stefan Sagmeister, Adolf Loos oder Josef Hoffmann, umstehen uns während des Gesprächs. Daraus das ideale Behältnis für Whisky zu suchen, ist aber eine ganz eigene Aufgabe. Sie kam von Markus Braun. Der wollte als österreichischer Botschafter von Macallan nämlich nicht nur ein Glas, sondern „ein Ritual“ schaffen. Die rarsten Qualitäten sollen so ein legendäres Kleid made in Austria tragen.
Als Scotch-Liebhaber sagten wir also schnell zu, diesem Experiment beizuwohnen. Denn wie stets sind die Veränderungen des gleichen „liquids“ in unterschiedlichen Gläsern hochspannend. Aus einer geplanten Stunde wird schnell die doppelte Zeit durch intensive Diskussionen. Denn der Test-Whisky ist eine Rarität, die sich nicht in einer Momentaufnahme erschließt. Der Faktor Zeit muss einkalkuliert werden. Denn Macallans „18 Years Sherry Oak“ (Edition 2025) gibt in einem Glas, dem als Wasserglas konzipierten „Travelor“, einen Vorgeschmack. In allen anderen Gläsern vollzieht sich seine Öffnung langsamer. Dafür aber werden am Weg hin zur eindeutigen Sherry-Fruchtigkeit auch viel mehr Nuancen erkennbar.
Das Glas dient also in jedem Falle der Dramaturgie, so wie sich Markus Braun das für seine exklusiven Bars wünscht. Will man die spanische Seite des „18 years“ zum Klingen bringen, dann ist eine breitere Öffnung ideal. Die schottische Farbe von Malz und Warehouses wiederum entwickelt sich in engen, hohen Gläsern (wie Lobmeyrs Champagner-Glas TS238GL) deutlicher. Es gibt also kein eindeutiges Ergebnis. Eher eine Neigung. Aber wir trinkprotokollierten ohnehin auch die Rarität selbst, die hier in Glas kam. Denn der Single Malt gibt natürlich in dieser Versuchsreihe an Gläsern noch mehr Noten preis, als es nur ein einzelner Tumbler oder „Glencairn“ vermocht hätte, aus denen man üblicher Weise trinkt.
Der 18-jährige Whisky hat als Startpunkt eine Farbe, die mit dem Hinweis auf „natural colour“ am Etikett noch beeindruckender wirkt. Mahagoni-Braun schliert der Whisky im Glas und liefert der Nase Eindrücke von Leder, jugendlicher Haselnuss und die leichte Salzigkeit eines Fino Sherry. Es braucht Zeit und auch ein größeres Glas, um hier auch die schönen Trockenfruchtnoten der Sherry-Fass-Lagerung zu entdecken. Vor allem Datteln sind da zu merken, aber auch eine sehr reduzierte Apfel-Note, am ehesten mit Bratapfel beschrieben (allerdings ohne Zimt und Füllung).
Der Druck am Gaumen ist beachtlich, wenn man den ersten Schluck des raren Macallan verkostet. Das saline Element schmeckt wieder durch, allerdings ist nun die Dörrfrucht ebenfalls markanter. Die würzige Seite ist mit Piment und Schwarzem Pfeffer ebenfalls gut vertreten bei diesem „dram“. Im Nachhall entwickelt sich ein Film von Nuss-Schokolade, der lange anhält und ganz hinten auch wieder rote Früchte aus dem Schoko-Schmelz steigen lässt. Hohe Raffinesse. Und das in fast allen Gläsern – nur die Zeit macht den Unterschied!
Bezugsquelle:
Macallan, 18 Years Sherry Oak (Edition 2025) wird um EUR 349,90 im Weisshaus-Shop angeboten, www.weisshaus.at






