Erst unlängst haben wir wieder die Helden-Geschichte vom einstigen „underdog“ namens Irischer Whiskey zusammengefasst. Was heute als eine der wenigen Spirituosen gegen den Trend wächst, war vor 40 Jahren praktisch nicht existent. 2,4 Millionen Flaschen betrug Anno 1985 die gesamte Whiskey-Produktion der Grünen Insel. Dazu zählt traditionell auch der nordirische Teil, wenn es nicht um Politik und die Grenze zwischen EU und Großbritannien geht, sondern Whiskey. Denn damals waren es gerade zwei Brennereien, die noch jenen dreifach gebrannten Whiskey produzierten, der einst einmal der Welt meistgetrunkener war. Midleton im County Cork mit dem Flaggschiff Jameson und Bushmills in County Antrim hielten an der Tradition fest, bisweilen sogar unter dem gleichen Eigentümer.
Doch diese Zeiten sind vorbei. Heute gehen 95% des irischen Whiskeys in den Export und erlösen auf 120 Märkten rund eine Milliarde Euro (Zahlen aus 2024). Und die beiden Traditionsplayer sind wieder dabei. In Midleton wird nach der letzten Erweiterung 2014 erneut um 250 Millionen Euro aufgestockt. Währenddessen erweitert man in Nordirland das Portfolio. Zwischen dem bisherigen „10 year old“ – wohl der „klassische“ Bushmills! – und dem „14 year old“ hat man eine Lücke gefüllt.
Der neue 12-jährige Whiskey ist aber auch mit dem Zusatz „Triple Wood“ versehen worden. Zu diesem Ergebnis kommt man, weil die Basis-Reifung, die traditionell in US-Bourbon-Fässern und Sherry Casks erfolgt, noch um ein „Fass-Finish“ erweitert wurde. Sechs Monate lagerte der Bushmills in einer Fass-Art aus Sizilien. In diesem besonderen Gebinden war zunächst der berühmte Likörwein der Provinz Trapani im Westen der Mittelmeerinsel gereift worden. Nun gab er seine südlichen Sonnen-Aromen im fernen County Antrim an den Whiskey weiter. Und dem bekommt das gut!
Denn das Marsala-Finish verstärkt offenbar den Einfluss der Sherry-Fässer, wie wir trinkprotokollieren konnten. Der kastanien-braunen Farbe hat zwar ein wenig Zuckerkulör nachgeholfen, beim Duft gibt es aber keine Kompromisse; eine ordentliche Dosis Sherry-Süße wird von dem typischen schweren Birnen-Duft gefolgt, den Briten gerne als „pear drops“ beschreiben. Dazu kommen aber auch Datteln und Orangenschalen. Das alles zusammen verspricht hohe Zugänglichkeit. Und die liefert der mit 40% vol gefüllte Nordire auch.
Wie ein schmelzendes Karamellbonbon wirkt er am Gaumen. Nichts ist schwer, scharf oder alkoholisch. Im Gegenteil! Ein bisschen Marzipan mengt sich neben Bratapfel-Geschmack in die ersten Eindrücke. Dazu sorgen Walnuss und Nougat im Finish des „12 year old“ noch für eine weitere Erinnerung an (italienische) Patisserie. Der Nachklang ist süß und lang, aber nicht aufdringlich süß. Hier wartet wieder einmal ein sehr auf die junge Klientel und ihren Geschmack zugeschnittene Abfüllung.
Bezugsquelle:
Bushmills, „12 years – Triple Wood” kostet EUR 31,90 (0,7 Liter-Flasche), z. B. beim Versandhändler Weisshaus, www.weisshaus.at
https://bushmills.com/distillery/