In der Deutsch-Schweiz kennt man die Locher AG bestens. Immerhin seit 1886 gibt es die Biere der Appenzeller in der Eidgenossenschaft bereit. Im Ausland sind es aber weniger die Brauspezialitäten wie „Quöllfrisch hell“ oder „Gran Alpin Bio“, mit denen man punktet. Doch von „Säntis Malt“, der Whisky-Marke des Hauses, haben Single Malt-Freunde schon gehört. Es war jene Spirituose, mit der ein eigenartiges Verbot endete. Erst 1999 erlaubte die Schweizer Bundesregierung das Brennen von Getreide. Malz hatte man genug, daher wurde Braumeister Karl Locher auch beim Whisky zum Pionier: 2002 kam der erste „Säntis“ auf den Markt.
Mittlerweile sind auch die Standard-Qualitäten bei den Appenzellern gerne sieben Jahre gereift. Und da darf man sich dann auch mit den Fässern „spielen“. Der „Triple Cask“ – wir kosteten Batch 2 – stellt ein gutes Beispiel dafür dar. Das mit dem Batch wissen wir, da jede Flasche handschriftlich bezeichnet wird. Das gibt einen Hinweis auf die handwerkliche Größenordnung, die man bei der Locher noch praktiziert. Doch nun zum Whisky selbst: Die Nase des „Triple Cask“ offeriert dem Kenner einen Mix aus klaren Malz-Noten – durchaus dunkler Ausführung – und einer Wein-basierten Nachreifung. Süße rote Früchte und Hibiskustee legen sich über einen Duftkern aus Nuss und Schokolade, die man kaum separieren kann.
Vor allem ist hier kein vorherrschendes Holz zu merken, was den einen oder anderen Whiskytrinker versöhnlich stimmen dürfte, der bei so jungen „drams“ wie einem siebenjährigen Malt vielleicht skeptisch ist. Im Mund zeigen die 44% vol. durchaus ihre Muskeln, doch man kann den Säntis lange über die Zunge rollen lassen, ohne dass er unangenehm oder „brennende“ würde. Sehr kompakt sind hier die Geschmacksnoten beisammen, die um Nüsse, Schokolade, Datteln und Roggenbrot kreisen. Die Geburt aus einer Brauerei kann man nachvollziehen; vor allem aber passt dieser Whisky schön in ein Herrengedeck vom „Special“ aufwärts. Denn malziger Körper darf es gerne sein, Hopfen weniger.
Dafür sollte man dem „Triple Cask“ auch gut zuhören, wenn er zu unserem Schleimhäuten „spricht“. Denn nach drei Minuten oder so lässt er mit rotem Apfel und etwas Kirsch-Confit dann leichte säurige Noten und Frucht sehen. „Der Portwein ist stark in ihm“, könnte man mit einer Verbeugung zu Star Wars sagen. In jedem Fall ein perfekt gemachter Schluck, der sich ganz ohne schottisches Vergleichen genießen lässt.
Doch auch mit Sonderabfüllungen erweitert man das Aromenprofil des Appenzell-Whiskys. Das Label „Snow White“ steht für diese Experimente. Da kommt der Malt etwa zum Reifen in Fässer, die davor Williamsbirne oder auch Zwetschken-Schnaps beinhaltet haben. 12 dieser „Schneewittchen“-Raritäten gibt es bereits. Das Dutzend voll macht ein Säntis-Finish mit spanischem Akzent. Der Likörwein mit Orangen, lokal als „Vino de Naranja“ bekannt, gibt dem „Snow White No. 12“ sein Gepräge.
Der Whisky dafür reifte zunächst fünf Jahre in den alten Bierfässern der Brauerei Locher, ehe der neue „Säntis Malt“ für ein weiteres Jahr in die Fässer aus Andalusien wanderte. Sein Duft bringt bereits deutliche Zitrusfrucht-Noten mit, die teils an „sherried“ Whiskys erinnern. Nuss und Orange – nach einem Moment ist sie unverkennbar! – machen auch den Geschmack aus. Die lange Reifung und der pfeffrige Hall des 48% vol. starken Appenzellers halten aber gut gegen diese sehr ausgeprägte Frucht gegen. Das hat Saftigkeit und Frucht, sogar eine beachtliche Süße. Und gefällt damit besonders den Neulingen in der Single Malt-Welt. Für den Kenner gibt es ja ohnehin den „Triple Cask“.
Bezugsquelle:
Säntis Malt, „Triple Cask“ (Bier-Port-Sherry) 2023 ist um EUR 59,90 (0,5 Liter-Flasche) erhältlich, der „Snow White“ No.12 kostet EUR 67,90, beide Abfüllungen bei Whisky.at, https://at.whisky.de