Beim ersten Mal, als wir uns den Weinen der Pluschkovits-Schwester widmeten (das war hier), sprachen wir noch von den „unbekannten Verwandten“. Denn in ihrem Betrieb befinden wir uns aus Weinspitz-Sicht hinter dem Leithaberg. Die Winzer dort kennt man – auch das mineralische Profil, das sie mit Kalk und Schiefer in ihren besten Weinen durchschimmern lassen. Doch auch auf der See-abgewandten Seite wird gekeltert. Auch wenn Stotzing, Loretto und Leithaprodersdorf nicht den Ruf von Schützen, Purbach und Jois besitzen.
Doch der Weg ins Herz führt in dieser Gegen auch nicht über die Vinothek, sondern den Heurigen. Den haben Carina, Edith und Andreas Pluschkovits in den letzten Jahren zu einem der bekanntesten der Gegend gemacht. Was einiges heißt. Denn Leithaprodersdorf ist eine der stärksten Gemeinden, wenn es ein „Ausg’steckt“-Ranking gäbe. Das Schöne daran ist, dass man im Schankl auch Weine kennenlernt, die keinen zweistelligen Preis haben. Womit wir bei den „unbekannten Verwandten“ wären. Denn der „Herrschaftszeiten“ ist längst ein guter Bekannter für uns geworden.
Die aktuelle Ausgabe dieses Grünen Veltliners zeigt, dass er seine Finessen beibehalten hat. Und zum Glück auch den lässigen Namen. Wobei der keine Riede bezeichnet (das wäre eher „Pfefferbüchsel“), sondern aus mehreren Weingärten stammt. Die Reben sind mittlerweile 35 Jahre alt – mehr als so manche Neuauspflanzung am „anderen“ Leithaberg. Der Boden hingegen hat ebenfalls einen hohen Kalkanteil aufzuweisen; schließlich ist eines von Europas größten Kreidevorkommen nur ein paar hundert Meter Luftlinie entfernt. Und das ergibt einen ungewöhnlichen Weißwein, bei dem einen schon ein anerkennendes „Herrschaftszeiten!“ auskommen kann.
Denn es ist schon von Beginn an alles da, was die Sorte auszeichnet. Da wir den 2023er Veltliner Herrschaftszeiten“ auch über einige Tagen im Kostraum beobachtet haben, dürfen wir sagen: Luft tut ihm gut. Dann kommt zum knackigen, gelbschaligen Apfel und der leichten Zitrus-Inklination auch die Würzigkeit hinzu. Das mag in Leithaprodersdorf nicht unbedingt das Weinviertler „Pfefferl“ alias Rotundon sein. Aber, die Nase merkt deutlich, dass hier Spannung aufgebaut wird. Man denkt an Bockshornklee-Samen (so man ihn kennt), aber auch an getrockneten Kerbel.
Am Gaumen ist die Frische dann keine Überraschung mehr. Hier kommt zur rosa Grapefruit (Schale, nicht Fruchtfleisch) und dem ausgeprägten Golden Delicious-Ton dann auch ein wenig Steinobst hinzu. Ringlotte, mehr aber noch die ersten, noch zart säurigen, Marillen eines Jahres schmeckt man da im 2023er der „Sisters“. Der Nachklang bringt dann erneut die Würzigkeit zum Vorschein; hier spielt dann in der Tat auch Weißer Pfeffer eine gewisse Rolle. Aber auch ein Alzerl Gerbstoff hilft mit, den „Herrschaftszeiten“ mit gutem Trinkanimo zu versehen. Wieder einmal ein lässiger Wein aus dem Heurigenort!
Bezugsquelle:
Weingut Pluschkovits, Grüner Veltliner „Herrschaftszeiten“ 2023 ist um EUR 9,- ab Hof bzw. im Webshop von Pluschkovits erhältlich, www.pluschkovits.at