Es war „nerdy stuff“, was die Salzburger Bar-Szene nach Fuschl, ins neue Rosewood zog. Den Inbegriff der japanischen Blend-Kunst, Suntorys Hibiki, in kundiger Gesellschaft zu verkosten, ist an sich schon spannend. Den Bildungsauftrag erhöhten aber noch drei weitere Flaschen, die Pauline Scholz aus Japan mitgebracht hatte. „Liquid Components“ nennen sie sich technisch, doch dahinter verbergen sich die Destillate aus den drei Brennereien Chita, Hakushu und Yamazaki, die zu dem Blended Whisky verbunden werden, der die Harmonie schon im Namen trägt („Japanese Harmony“). Es waren zwar nicht alle fünf Fassarten einzeln vertreten („White Oak“ – ex-Bourbon Casks – und „Mizunara“ versprachen aber flüssige Leckerbissen), doch die Bewunderung stieg von Schluck zu Schluck. So oft hat man die Flaschen mit der Aufschrift „Confidental Sample“ ja auch nicht um sich.
Wie bei einer Rotwein-Cuvée geht es auch beim Whiskyblenden um die Verbindung des Besten in besten Weise (Omotenashi nennt das der Japaner). Und ähnlich wie bei dekonstruierten Cuvées, gab es auch in Fuschl erklärte Lieblinge, die man gerne separat gefüllt gesehen hätte. Schon beim Riechen ertönte etwa beim „Smoky“ der Ausruf „Das ist meiner!“. Zu Recht, denn der getorfte Whisky aus Yamazaki – da ging es weniger um’s Fassholz – roch genau so wie die Lederjacken-Geschäfte am Markt von Tarvisio. Rauchmandel gesellte sich hinzu und vor allem trat ein Phänomen auf. Der mit 55% vol. Fass-Stärke gefüllte Whisky hatte einen fast leisen Antritt am Gaumen. Das würde sich auch bei den anderen „Components“ wiederholen. Hier hatte man plötzlich Nuss-Schnitten, Adobe-Chili und stets diese reichlich geile Rauchnote auf der Zunge.
Finessenreich zeigte sich hingegen der Whisky aus dem japanischen (besser: Suntory-)Fass par excellence. Mizunara, die Wassereiche, überraschte mit einem salzigen Duft (Engländer schreiben da gerne „briny“). Der gehört nicht zu den typischen Aromaeinträge der Wassereiche (quercus Mongolica), doch die berühmte Kokos-Note war eh auch da. Sie erinnert immer an Kokosraspel, keine cremig-milchigen Bestandteile der Palmfrucht. Fast schokoladig wirkt dieser Schluck – mit 52% vol.! Die Trauben-Nuss-Anmutung im Duft trägt dazu ebenfalls bei. Auch der „Mizunara“ etikettierte Whisky ist überaus zugänglich am Gaumen. Er erinnert geschmacklich an „Maltesers“, Nüsse einer Studentenfutter-Mischung, Orangenschale und Assam Tee. Vor allem hat er, besonders im Finale, einen leichten rauchigen Touch. Definitiv der komplexeste Bestandteil – hier sind etliche Noten harmonisch vereint.
Der „White Oak“ dagegen stellt einen Showman mit breiter Brust dar. Der Duft von Karamell-Popcorn macht seinen Jahrmarkt-reifen Auftritt perfekt. Dazu kommen dunkle Beerenaromen, deutliche Malzigkeit und auch eine leichte Süße (bei immerhin 50% vol.). Rund und fruchtig, mit einem cremigen Mundgefühl, lässt sich dieser Nippon-Whisky an. Der Geschmack liefert dann ein Alzerl Orangenschale und etwas Gewürznelke – besonders im Nachhall – als Sekundanten des malzig breiten Gesamteindrucks.
Wenn die zwischen fünf und 18 Jahre alten Grain und Malt Whiskys aus den drei Brennereien dann vermählt wurde, hat man den „Japanese Harmony“ im Glas. Er bringt die runden Schokolade-Akkorde des „White Oak“ an die Nase, dazu einen Hauch Limettenschale und eine florale Komponente, die nach Gladiolen riecht. Gibt man ihm Zeit im Glas, wird auch eine helle Frucht, die an Birnen, aber auch Papaya erinnert. Weich ist der erste Antritt des Blends im Mund, die Schokolade bildet die Basis der Eindrücke, ehe sich dann auch Apfel samt Schale geschmacklich bemerkbar macht. Der feine „Spice“ des „White Oak“ wird entdeckt, aber auch die Einflüsse des „Smoky“ sind unüberschmeckbar. Vor allem der Ausklang des „Hibiki“ bringt eine feine Rauchfahne zum Vorschein. Sie blendet harmonisch auf die Trockengewürze (Piment vor allem und Hirschhornsalz) über, mit denen der Whisky ausklingt. Und leider auch die Salzburger Dekonstruktionsstunde.
Bezugsquelle:
Hibiki, Japanese Harmony ist um EUR 110,- (0,7 Liter-Flasche) bei Interspar in den „Weinwelt“-Abteilungen und online erhältlich, www.interspar.at