Der Besuch im Zillertal hat für uns eine Konstante, egal wo genau vorm Gipfelsturm genächtigt wird. Denn ohne einen Abstecher nach Zell/Ziller und der dort seit über 520 Jahren existierenden Brauerei geht der Tirol-Trip nicht ab. Dieses Mal fiel diese private Tradition in die ersten November-Tage. Und somit folgten wir der Empfehlung von Biersommelier-Kollegen Philipp Geiger, es doch mit einem Zillertaler Weißbier-Bock zu versuchen. Und es war eine hervorragende Idee, wenngleich wir das Bier dann doch nicht zum Wirten des Vertrauens mitnahmen.
Doch es ist ja kein „Martini-Bier“, sondern ein kräftiges Weißbier, weshalb wir das mit dem Anlassgetränk nicht so genau nahmen. Ergo gibt es auch das Trinkprotokoll dieses Tiroler Bocks ein wenig nach dem 11.11. Somit kann es aber auch niemand zu einem Beitrag zum Fasching halten. Denn dafür ist es schlicht zu ernsthaft. Nämlich ernsthaft gut! Was auch daran liegen kann, dass das frisch geknackte Flascherl aus dem Zillertal einen gleich auf einen Nostalgie-Trip schickt.
Der Duft dieses 7,8% vol. kräftigen Weizenbocks sendete uns geradewegs zurück in jene Zeit, als im Zuckerlgeschäft (unseres hieß „Stockinger“) die „Kirstein Blockmalz“ noch stückweise verkauft wurden. Dichtes, pures Karamell, nicht zu süß und schon gar nicht verbrannt, steigt in die Nase. Erst dahinter kommen die Ester-Noten eines g’hörigen Weißbiers zum Vorschein. Bananenchips und ein wenig Milchschokolade ergänzen den ausdrucksstarken Geruch – auch nach 15 Minuten hat sich an seinem satten Potpourri nichts geändert.
In diesem Zusammenhang überrascht dann vor allem die Rezenz dieses als karamellig-schwer vorgestellten Biers. Denn die Kohlensäure ist lebendig vom ersten Schluck weg. Sie trägt dann nahezu exotische Früchte mit sich. Vor allem Mango ist neben der immer im Hintergrund präsenten Banane zu schmecken. Die saftige Art kann einen aber auch durchaus an Orangen-Fruchtfleisch denken lassen. Wobei all diese Noten natürlich in den karamelligen Weich-Toffee-Mantel gehüllt werden, den die Nase bereits angedeutet hat. Im Finish ist dieser Geschmack dann mit einem Quäntchen Bananen-Frappée der letzte Eindruck, den man von der Bierspezialität mitnimmt. Und man darf auch sagen, dass der Bernstein-Ton ein auch optisch sehr gelungenes „Herbst-Bier“ auszeichnet.
Bei Zillertaler pflegt man wie kaum eine andere Brauerei auch die Bier-Menüs mit Spitzenköchen. Was mit Martin Sieberer und dem „Bierkulinarium“ begonnen hat, setzten heuer Armin und Alexander Gründler (Genießerhotel Alpin, Achenkirch) in Szene. Entsprechend ernst darf man die Empfehlungen zu diesem Bier nehmen. Zum Gansl und Wildbret passt es, aber auch nussigen Desserts und würzigem Käse. Diese Speisetipps aus der Brauerei dürfen wir gern ergänzen: Denn auch ein Gelbes Curry mit Huhn und Mango veredelt der Weißbier Bock aus Zell am Ziller.
Bezugsquelle:
Zillertaler Bier, Weißbier Bock kostet EUR 7,79 im Sechser-Tragerl (6×0,33 Liter-Flaschen) bei den M-Preis-Filialen, www.mpreis.at