Das Wachstum war schön zu sehen. Zum einen hätte die zweite Auflage der Weinmesse SIP Society heuer in der Location der Erstauflage kaum Platz gehabt. Winzer und zwei Brauer erweiterten die Auswahl der jungen Handelshäuser VorReither, Zankls Weine, dem Kostraum und The Grape Gallery. Aber auch die Besucher wurden deutlich mehr, vor allem aber prominenter; auch viele Sommeliers kamen nämlich erstmals vorbei, um zu sehen, was die „Jungen Wilden“ da in der Wiener Markterei ausschenken. Etliche Neuerungen, vom herrlich reduktiven Weißwein aus Teneriffa (bei Thomas Reither/VorReither am Stand) bis zu Neuem aus der Burgund gab es etliche Flaschen zu entdecken, die man am liebsten gleich eingepackt hätte.
Um in einer solchen Fülle einen Plan zu haben, gibt es ein einfaches Prinzip. Man fängt dort an, wo man schon im Vorjahr begonnen hat. Der erste Besuch gilt also wieder Herbert Sternat, der uns bei der Erstauflage mit seinem „Chardonnay vom Opok“ begeistert hatte (steht hier noch nachzulesen). Diesmal hat der Steirer seine Fassmuster mit, weshalb sich auch ein interessanter Jahrgangsvergleich für Interessierte beim Winzer ausgeht. Und am Ende entscheiden wir uns, dieses Mal seinen „Weißburgunder vom Opok“ 2022 zu trinkprotokollieren. Der Kräuter-Mix dieses Weins führt den Duftbogen von Petersilie (!) bis Estragon. Senfsaat ist dazwischen für die pikante Seite, ein wenig von der Kumquat-Schale für die Fruchtseite zuständig. Die leichten „Zitrus-Vibes“, wie wir notierten, sind auch im Geschmack zu finden. Fast brizzelnd auf der Zunge, zeigt sich auch hier die Lebendigkeit – erneut sind es Senfgurken-Anflüge und eine feine Pikanz, die als Strukturgeber fungieren. Dass im Nachklang dann noch ein ordentliche Dosis „fleur de sel“ für ein trockenes Finale sorgte, unterstreicht das Fazit zu diesem 2022: „Ein extrem animierender Wein“.
Gleich nebenan findet sich eine ganz neue Winzerin – und das bezieht sich nicht auf die Listung in Zankls Portfolo. Katharina Gessl hat erst zwei Jahrgänge vorgelegt, der Einstieg in die Winzerschaft erfolgt in Zellerndorf (Weinviertel) auch mit angenehmer Langsamkeit. „Anfangs habe ich 2,5 Hektar von meinen Eltern übernommen, aktuell sind es sechs“. Denn Gessl taugt der Wein. Das kann man so salopp hinschreiben, denn sie liebt den blau-gelben Dialekt. So sehr, dass sie auch ihre Weine mit einschlägigen Worten benamst. Den Grünen Veltliner des Jahrgangs 2023 etwa nannte die 27-Jährige „Hawara“.
Auch eine Cuvée hatte Katharina Gessl mit in der Markterei. Sie trägt den schönen Namen „Spompanadln“. Wird der Mix aus Veltliner (50%), Riesling (25%) und Weißburgunder (25%) auch welche machen? Wir kosten die ungewöhnliche Cuvée und erfahren nebenbei, dass dabei auch drei Bodentypen im Spiel sind. Der mineralische Anteil (Granit) wie beim „Hawara“, dazu Weinviertel-typischer Löss und Sandstein. Wenn sich die wilden Noten der Spontanvergärung ein wenig gelegt haben, denklt man an Melone und Ananas. Allerdings zart ausgeprägt und mit einem würzigen Unterton versehen. Die Säure steuert wohl der Riesling bei. Sie trägt den an Kronprinz Rudolf-Apfel, etwas mostige Birne und auch italienische Senffrüchte (Nektarine) erinnernden Geschmack. Es ist eindeutig der ungezähmte dieser zwei Zellerndorfer Weine. Am Ende bleiben wir – ganz konservativ – im Team „Hawara“: Lass uns Freunde bleiben!
Bezugsquelle:
Sternat-Lenz, „Weißburgunder vom Opok“ ist um EUR 19,50 erhältlich;
Katharina Gessl, Grüner Veltliner „Hawara“ 2023 kostet EUR 24,-; die Cuvée „Spompanadeln“ 2023 ist um EUR 14,- zu haben – alle Weine bei Maxi Zankl im Webshop, www.zankls-weine.com