Whisky-Blenden wird wie so vieles in Japan zur Kunstform. Dafür steht bei Suntory die abgestimmte Mischung von Single Malts aus den Destillerien Yamazaki und Hakushu mit dem Grain Whisky aus der Brennerei Chita. Sie kam unter dem Namen Hibiki 1989 erstmalig in den Handel. Wenn man nun einen „40 years“ vorstellt, dann sind die einzelnen Komponenten Brennjahrgang 1984 – und somit älter als die Marke selbst. Das zeigt schon ein wenig, wie außergewöhnlich dieser älteste Blend des House of Suntory ist. Selbst bei einem solchen Whisky-Giganten sind so alte Bestände aus allen drei Destillerien rar. Es gibt also nur 400 Flaschen weltweit vom „Hibiki 40 years“; Österreich könnte theoretisch zwei davon (um 38.250,- Euro) beziehen.
Dass Pauline Scholz (kl. Bild) zur Feier dieses raren Blends aus dem Inselreich keine davon ausschenkt, ist also nachvollziehbar. Im Wiener Nagano wurde aber rund um die Rarität eine Feier im Zeichen von „Omotenashi“ – Japans besonderer Gastfreundschaft – ausgerichtet. Neben Whisky-Highballs, Wagyu-Beef und Hamachi stand dabei die Reise Richtung „40 years“ anhand dreier Hibiki-Versionen im Zentrum.
Als Ur-Meter gleichsam eröffnete der „Japanese Harmony“, der ohne Altersangabe gefüllte Mix aus Chita/Yamazaki/Hakushu, den Abend. Seinem Namen machte er dabei alle Ehre; schon in der Nase liefert er Karamell-Duft pur. Etwas kandierte Orange zeigt die leichte Süße des Grain-Anteils aus Chita an, gemeinsam erinnert das an eine helle Kaffee-Glasur aus der Konditorei.
Ganz für „easy drinking“ gedacht, schmeckt man etwas „Stollwerck“, Ecken wird man vergebens suchen – es heißt nicht umsonst „Japanese Harmony“! Diese Abfüllung ist rund im besten Sinne. Fast leise wirken hier die feinen Orangen- und Vanilletöne. Man hat es – selbst als Einsteiger – leicht, diesen Whisky zu mögen.
Die Steigerung dieses Stils stellt der 21-jährige Hibiki dar, der mit seinen Karamell-Noten an den „Harmony“ erinnert. Hier assoziierten wir eher „Werther’s Echte“, denn für die Fruchtigkeit hat dieser Blend schon mehr zu bieten. Man denkt an gebackene Früchte vom Chinesen am Eck – vor allem warme Bananen sorgen für einen hellen Akkord. Der Geruch nimmt den ersten Eindruck des „21 years“ am Gaumen vorweg.
Denn der besteht in einem tropischen Fruchtmix, der Passionsfruchtkerne, gedörrte Ananas und einen feinen Pfeffer-Anklang verbindet. Es ist ein erneut sehr angenehmer Whisky, dessen 43% vol. bestens in der Mischung aus exotischen Früchten und Steinobst eingebunden sind. Vor allem das Finish, dessen Lebendigkeit an Sansho-Pfeffer erinnert, lässt dann auch Japan-Verbindungen aufkeimen.
Das milde Gewürz-Standl: „Hibiki 30 years“
Eine Liga für sich (und bislang den ältesten vor dem neuen „40 years“) stellt dann der 30 Jahre gereifte Hibiki dar. Ästhetisch weist die Flasche neben dem Japan-Papier „Washi“ für das Etikett auch eine Flasche mit 30 Facetten auf. Solche Details, auf die „Polly“ Scholz im Nagano aufmerksam macht, prägen die fernöstliche Whisky-Tradition über ihre brenntechnische Seite hinaus.
Im Geruch bringt der reife Whisky die Karamell-Töne in einer neuen Variation mit; hier denkt man an Crème Caramel, mit der Franzosen gerne ihr Dessert Flan krönen. Reich und dezent süß, mit einem Tiefgang, der an einen Konzentrationsprozess der Aromen gemahnt, fällt dieses Duftbild aus – man kann auch an Malaga-Eis, Datteln oder Teriyaki-Sauce denken.
Am Gaumen haben sich die Eindrücke nach drei Jahrzehnten perfekt verwoben und verbinden Vanillezucker mit einem lebendig-frischen Auftakt. Die feine Tropenfrucht und Süße – für uns immer ein klares Kennzeichen der verwendeten Mizunara-Fässer (japan. Wassereiche) – erinnert an Mango. Erneut tritt auch ein wenig Steinfrucht, z. B. Nektarine, auf. Sie ist aber kaum von den Holz-würzigen Noten zu trennen, die dieser Whisky in Perfektion zeigt. Dahinter baut sich dann ein ganzes Gewürzstandl auf, das die Komplexität noch erhöht: Sternanis, Muskatblüte und Nelke sind in fein dosierter Form, und jedes für sich, zu schmecken. Im Nachklang schwingt dann auch Zimt-Creme mit. Mild und cremig, stellt dieser Whisky eine echte Delikatesse dar (die natürlich auch mit einem entsprechenden Preisschild aus Fernost kommt).
Bezugsquelle:
Hibiki, „Japanese Harmony“ ist um EUR 89,90 erhältlich, der „Hibiki 21 years“ wird für EUR angeboten und der rare „30 years“ schlägt mit EUR 6.990,- zu Buche – alle Whiskys über den Versandhandel Weisshaus, www.weisshaus.at