Zwei Jahrzehnte hat es gedauert, bis von „Denk’Art“-Serie, besser bekannt als Zalto-Glas, eine neue Form auf den Markt kommt. Man wollte damals minimalistisch sein und nicht für jede neue Rebsorte ein eigenes Glas kreieren. Ironischer Weise verbinden die meisten dennoch das „Burgunder-Glas“ mit der österreichische Marke aus Gmünd. Auch der neue Entwurf hat eine breitere Einsatzpalette, denn es soll „strukturbetonte Weine“ glänzen lassen. Gemeint sind, unabhängig von der Rebsorte, alle Vinifikationsmethoden und Ausbauweisen, die in den letzten Jahren unter Schlagwörtern wie „Natural Wine“, „minimal invasiver Weinbau“ oder „Orange Wine“ Beachtung fanden.
Dafür haben Christoph und Michael Hinterleitner das „Balance“ kreiert, in das über zwei Jahre Vorarbeit flossen, damit der Wein darin optimal fließen möge. Und zwar solcher mit längerer Maischestandzeit, oxidativer Verarbeitung oder einem langen Hefelager. Das „Balance” ist dabei deutlich kleiner als die bisherigen Gläser. Gegen das knapp ein Liter (960 ml) fassende Burgunder-Glas wirkt es wie aus einer Puppenküche. Doch der charakteristische Knick ist da, auch wenn die Seitenwände kürzer ausfielen. Man braucht also nur wenig Wein, der kann sich aber dann im Verhältnis zum hohen Sauerstoff Eintrag gut entfalten. Denn vor allem die reduktive Weinbereitung bringt es mit sich, dass die Weine mehr „atmen“ müssen.
Wir wollten das neue Glas testen und schenkten dafür einen Wein ein, der 23 Tage auf der Maische belassen wurde und ohne Schwefel auf der Vollhefe im Stahltank blieb. Zudem ist es ein Erstlingswerk. Johannes Achs, der Junior von Paul Achs aus Gols, gab dem „JA“ seine Initialen und sein Know How mit. Es handelt sich um einen 2023er Muskat Ottonel, was einerseits eine „laute“ Sorte bedeutet, zum anderen aber einen leichten Wein (11,5% vol) darstellt. Es zählen also Nuancen. Und die erwarten wir von dem Vergleich der Gläser auch. Neben dem „Balance“ kamen ein Universal-Glas, ein Weißwein-Glas mit engem Kamin und ein Rebsorten-spezifisches Glas („Sauvignon Blanc“) zum Einsatz.
Verblüffende Unterschiede
Das Weißwein-Glas lieferte präzise Frucht, die in Richtung Orange ging, wies aber auch zart metallische Töne auf. Das schlechteste Ergebnis kam vom Universalglas, das neben spitzen Akkorden und merklicher Säure auch ein unangenehme Hefe-Schattierung an die Nase brachte. Herb unterlegt nahm man die Fruchtigkeit im „Sauvignon Blanc“-Glas wahr. Das Zalto lieferte vor diesem Vergleich die rundeste Präsentation: Die Frucht des „JA“ 2023 war ausgeprägt und einladend, sie wirkt fast mit Honig vermengt, hatte aber am meisten Tiefgang. Vor allem aber stärkte sie die Zugänglichkeit des Weines.
Womit wir für das Trinkprotokollieren nun nur das „Balance“ heranziehen. Denn auch am Gaumen überzeugte die Performance. Das liegt auch an rein physikalischen Gegebenheiten des Designs. Über die dünne Glaslippe läuft der Wein nahezu gerade über die Zunge. Damit hat der Wein einen etwas längeren Weg, man kann sich an den Geschmack gewöhnen und hat mehr von ihm, vor allem wird nicht nur die Zungenspitze oder ihr -ende benetzt. Das ist bei den in weitaus spitzerem Winkel anzusetzenden und höheren Weißweingläsern der Fall. So aber duftet es nach Orangen und Margariten (als Spitze eines Bouquets floraler Noten). Auffällig und das ausschließlich im Zalto-Glas ist eine Note von Tonkabohnen-Abrieb.
Frisch, ja fast noch „fizzy“, kommt der Golser Muskat Ottonel auf den Gaumen. Er entwickelt hier eine herrlich saftige Art, die man als das orange „Nimm 2“ ohne dessen Bonbon-Süße beschreiben könnte. Der Nachklang ist einerseits leicht pfeffrig, zum anderen liefert er auch ausgeprägte Frucht. Diese bringt im Rückaroma dann sogar einen unerwarteten Eindruck von kühlen Erdbeeren mit. Es ist ein extrem lässiger Schluck. Und als ideales Werkzeug zumindest zu diesem Wein überzeugt das neue „Balance“: Vom „JA“ aus Gols her gesehen, gibt es ein „Ja!“.
Bezugsquellen:
Zalto Glas, „Balance“ kostet EUR 49,10/Stück direkt im E-Laden der Glashütte, www.zalto.shop
Paul Achs, Muskat Ottonel „JA.natural“ 2023 ist um EUR 14,- ab Hof bzw. im Online-Shop erhältlich, www.paul-achs.at