Entspannt und mit Leidenschaft, dabei nicht jedes Wort auf die Goldwaage legend – wenn Colin Gordon über Whisky spricht, weiß man schnell, dass hier kein stromlinienförmiger Marketing-Typ redet. Ursprünglich Leiter der Mälzerei bei Lagavulin, später Distillery Manager, wechselte der Schotte in dieser Funktion quasi eine Brennerei weiter auf der Insel Islay: Seit vier Jahren leitet er die Brennerei des bekanntesten Whiskys aus dem Portfolio von „Moët Hennessy – Louis Vuitton“ (LVMH): Ardbeg. Sechs Whiskys hatte er im Gepäck, um sie der Wiener Barcommunity im Kostraum von Del Fabro Kolarik vorzustellen. Der Einblick, den der Distillery Manager in Simmering gab, war für die zahlreichen Fans des rauchigen Whiskys besonders wertvoll.
„It’s all the same liquid“, machte Gordon etwa darauf aufmerksam, dass sämtliche Ardbegs des Kernsortiments sich beim Destillieren nicht unterscheiden. Lediglich Experimente, bei denen „Dr. Bill“ – der Director of Whisky Creation bei LVMH Bill Lumsden – die Parameter verändert, sind ausgenommen. Etwa der „Heavy Vapours“, bei dem der Purifier entfernt wurde, ein Gerät, dass die Destillate leichter macht. „So hat vermutlich Ardbeg in den 1950ern geschmeckt“, bot diese Sonderedition eine Zeitreise. Auch der „Fermutation“, bei dem es um die Hefe und Gärdauer ging, fällt in diese Rubrik. Doch alle anderen Abfüllungen unterschieden sich lediglich durch den Holzeinsatz.
Denn auch beim Torfmalz, das mal seit 1981 zukauft, hält man sich immer an den Standard in Sachen Phenole: 55 parts per million (ppm) sind es bei der Brennerei. Lediglich das neue Stillhouse (2021 errichtet) gehört zu den Neuheiten bei Ardbeg, um die Nachfrage besser bedienen zu können. Wobei: Mit rund zwei Millionen Liter Output pro Jahr gehört man immer noch zu den kleineren Brennereien Schottlands – und selbst unter den zehn Islay-Brennereien ist man nicht die größte. Bestseller unter den von Colin Gordon verantworteten Produkte ist der „10 years old“, der mehr als die Hälfte der gesamten Produktion ausmacht.
Mit ihm startet die Verkostung bei Del Fabro, die auch den „An Oa“ (hier schon trinkprotokolliert) umfasste. Auch der Liebling des Ardbeg Committee, des globalen Fanclubs der Brennerei, war dabei: „Uigedail“. Man kann diese Begeisterung nachvollziehen. Nougat und getrocknete Mango in der Nase, dazu Orangenöl und Wasabi-Nüsse lassen den 54,3% vol starken Single Malt riechen wie es gesalzenes „Ildefonso“ tun würde. Für Colin Gordon, bekennender Besitzer eines „sweet tooth“, ist das natürlich ein feiner Whisky. Für uns Trinkprotokollisten schien vor allem die Qualität der Sherry-Fässer außerordentlich; es sind ehemalige Oloroso-Gebinde, die vor allem in der Nase für Fruchtigkeit sorgen.
Im Geschmack ist es eine Sanftheit, die das erste Drittel prägt, die markant ist. Sie bereitet die Ouvertüre für einen fast explosiven Hall, der auch nach Minuten noch neue Akkorde erkennen lässt. Rauchmandel, dunkle Schokolade, etwas Amarena-Kirsche, vor allem aber karamellisierter Speck, die man ihn in den USA gerne isst, sind vorhanden. Der Mix aus süßen und pikanten Noten ist hier am schönsten. Während der fleischige Ardbeg „Corryveckan“ davor an Biltong erinnert hat mit seinen Leder-Noten und dem Umami-Geschmack, war hier auch die Fruchigkeit präsent. Sie prägte den letzten „dram“, den Colin Gordon einschenkte. Der limitierte „Spectaculaar“, der heuer zum Ardbeg Day im Juni gelaunched wurde, zeigt reichlich tropische Noten. Seine Portwein-Fässer steuern aber auch Kornellkirsche zum Geschmack bei. Der „Uigedail“ hat das beste von diesen beiden. Und bringt es mit dosiertem Rauch herrlich auf den Gaumen.
Bezugsquelle:
Ardbeg, Single Malt Whisky „Uigedail“ ist um EUR 108,- (0,7 Liter) beim Spezialisten „Feingeist“ erhältlich, www.feingeist.at