Umami ist immer noch ein Zauberwort. Der Westen fremdelt auch 115 Jahre nach der Entdeckung des fünften Geschmacks („Herzhaftigkeit“) in Japan damit. Und ist doch fasziniert. Dass praktisch alle Trost-Essen irgendwo Elemente von Umami enthalten, hat sich aber herumgesprochen. Und auch die Mär von den besten Gerichten der Top-Chefs, die auffällig oft „umami“ waren, bestärkt diesen schwer fassbaren Eindruck als Geschmack der Stunde. Wenn dann noch im Rahmen der immer zahlreicheren Geschmacks-getriebenen („flavour led“) Whiskys nicht Schokolade oder Obstgärten den Aromen-Takt vorgeben, sondern der fünfte Grundgeschmack, dann sind die Ohren gespitzt.
In der Tat waren auch wir neugierig, wie sich der „Elusive Umami“ trinken würde. Denn der Name war schon einmal ein halber Geniestreich von Johnnie Walker. Dass man sich dazu auch einen Partner mit mehr als ein wenig Asia-Straßenglaubwürdigkeit holte, gehört zum Marketing dazu. Doch Kei Kobayashi steht als einer der höchst dekorierten Köche Frankreichs (mit seinem Kei in Paris, rue Coq Héron) für den aromatischen Sprung zwischen den Kulturen. Gemeinsam mit Master Blenderin Emma Walker brachte man „Umami“ in die schottische Whisky-Welt.
Konkret bedeutet das die Auswahl von Fässern, die besonders in diese Richtung „schmeckten“. Der Fama nach kam nur eines von 25.000 casks diesem Profil nahe. Eine globale Limited Edition ging sich jedenfalls mit den Fässern aus und die ist allein mit ihrem japanischen Artwork schon ein Schmuckstück und damit teurer als der klassische „Blue Label“. Punkto Alter hält man sich wie immer bedeckt. Mit der Würzigkeit und den klassischer Weise als „umami“ konnotierten Noten weniger.
Etwas Fenchel und Wildschwein-Salami ist zu riechen, auch ein Anflug getrockneter Tomaten kommt für uns durch. Milchschokolade und etwas Kirschblüte ergänzen diese würzigen Töne, sie erinnern an den sanften Cardhu-Malt, der bekanntlich ein Bestandteil des Blended Scotch in Blau dartstellt. Am Gaumen ist dann die Balance eines klassischen „Blue Label“ sofort spürbar. Erst allmählich differenzieren sich Salz-Karamell, zermahlener Kardamom und Edelholz heraus. Fruchtig wird es im Mittelteil, der an mit Gewürzen gespickte Orangen-Schalen erinnert. Vor allem die Länge dieses mit 43% vol. gefüllten Blue Labels ist beachtlich. Sie erfüllt die gesamte Mundhöhle mit nussig-trockenem Wohlgeschmack. Auch, wenn dieser letzte Akkord nicht ganz Umami entspricht, zeigt der neue Johnnie Walker doch ein ganz eigenes Profil.
Bezugsquelle:
Johnnie Walker, Blue Label „Elusive Umami“ (Lim. Ed.) ist um EUR 314,90 beim Onlinehändler Trinkluiv.at erhältlich, https://trinklusiv.at