Kein Palais, eine alte Turnhalle, beherbergte die Weingüter der „Sip Society“. Wer nach dem Besuch des „Brick-15“ einen Beitritt zu dieser Gesellschaft mit dem geilen Namen plant, muss vertröstet werden. Denn die „unkomplizierten, bodenständigen, jungen“ Weinhändler sind komplett. Zu viert stellten Kostraum, The Grape Gallery, VorReither und Zankls Weine ihre Partner-Winzer und die eigene Weinverrücktheit in den Mittelpunkt einer etwa anderen Verkostung. So zeigte etwa Thomas Reither (eben der VorReither) an einem riesigen Gabentisch seine internationalen Kreszenzen (Pouilly Fumé!). Typisch für die Suche nach neuen Zugängen in einer zunehmend eingefahrenen Weinwelt war aber auch Stefano Occhetti, dessen Weingut Kostraum nach Österreich bringt.
Stolz zeigte der Winzer seine Winery alias „meine Garage“ und schenkte dabei den trinkanimierenden Nebbiolo aus Vezza d’Alba ein. Himbeere und etwas Kieselstein, Distelblätter und auch grünen Pfeffer brachte dieser Langhe DOC 2020 mit. Die Frische am Gaumen – natürlich kühlte Signore Occhetti den Rotwein vorbildlich an – hatte etwas von Wiesener Erdbeeren, die man kurz in Kakao gewälzt hatte. Ein herrlicher „easy drinking“-Wein aus dem Piemont, so sympathisch wie die als Comic erzählte Genese seines Winzers, der eigentlich studierter Ingenieur und Quereinsteiger im Weinbau ist.
Viel hätte es noch zu verkosten gegeben bei „Sip Society Vol. I“, doch wir geben es zu: Wir haben uns bei Herbert Sternat ein wenig verplaudert. Dessen Chardonnay 2019 vom Opok war eine Art Erweckungserlebnis in seiner burgundischen Art, den wir dereinst im Terra von Johann Schmuck (Stainz) entdeckten. Diesmal war es der Welschriesling, auch vom Opok-Gestein, des Steirers, der es uns angetan hat. Er stand für die reduktiven Weißweine der hippen Weinschau in Wien 15. Bananenchips und Kapselpracker-Rauch, Schwarzer Sesam und Timut-Pfeffer begleiteten den Golden Delicious-Duft (mehr Schale als Fruchtfleisch) der Rebsorte. Saftig am Gaumen, ließ dieser „Wölsch“ an späte Mostbirnen einen Jahres denken in seiner zupackenden, zart mit Gerbstoff unterspickten, aber säurig-frischen Art. Vor allem der Charme der Kräuter im Finale – wir schmeckten Kamille und Melisse – sorgt für einen wunderbaren Tiefgang dieses Weins von Sternat-Lenz.
Gleich daneben setzte ein weiterer Winzer aus dem Portfolio von Maxi Zankl, schon als Sommelier ein Wirbelwind mit Top-Kontakten in die deutsche Winzerszene, das Reduktiv-Festspiel fort. Carsten Saalwächters Rebsorte war ähnlich aus den ersten Reihen der Beliebtheit gefallen wie der Welschriesling: Sein „Bruderweg“ war ein Silvaner, der bizzelig wie ein Zungenkontakt mit einer Batterie ausfiel. Grapefruit-Zeste, etwas Sesam auch hier, und vor allem ein an Kaki und unreifen Pfirsich erinnerndes Spiel aus roten und gelben Fruchtnuancen machten den Weißwein zu einem Vergnügen. Das Spiel aus leicht verlängerter Maische-Standzeit, viel Hefekontakt über 18 Monate und einer druckvollen Säure beherrscht der Winzer aus Rheinhessen meisterlich! Wie eine Bass-Line treibt diese Kombination den 2021er an. Oder, in Zankls Worten: „Des pfeift“! Weinbeschreibungen à la Sip Society – we like 👍!
Bezugsquellen:
Stefano Occhetti, Nebbiolo Langhe DOC 2021 wird um EUR 25,- bei Importeur Kostraum angeboten, www.kostraum.at
Weingut Sternat-Lenz, Welschriesling vom Opok 2021 ist um EUR 24,- zu haben – und zwar via Zankl’s Weine, www.zankls-weine.com
Weingut Saalwächter, Silvaner „Bruderweg“ 2021 kostet EUR 29,- im Webshop von Maxi Zankl Weine, www.zankls-weine.com