Wahnsinnig einladend klingt das Wort „Schau-Destillerie“ ja nicht. Doch erfährt man den Standort der Brennerei, die Philip Keller und Johannes Paul Rittenauer in Wien platziert haben, steigt der Puls. Denn die Spanische Hofreitschule ist Standort des kupfernen Schmuckstücks, das vom Pottendorf-Landegger Brenner Markus Gselmann „gefüttert“ wird. Der hat mit seinen Bärenmann-Spirituosen schon eine beachtliche Range (vor allem einen der faszinierendsten Austro-Rums) vorgelegt. Nun kombinierte er Wacholder mit Tannenwipfeln, Hagebutte, Kronprinz Rudolf-Äpfeln und 19 weiteren „botanicals“. Dass es 23 Aromageber sein sollten, ist eine weitere Hommage an die Weanerstadt und ihre 23 Bezirke.
Detailverliebt ließ man auch eine zu den weltbekannten Nachbarn, den Lipizzaner-Hengsten, passende Flasche kreieren. Denn immerhin teilt der Gin auch den Namen der Pferde: Maestoso. Dass Destillier-Workshops und Gin-Verkostungen vor Ort angeboten werden, nutzten wir für einen trinkprotokollarischen Kostschluck am Michaelerplatz. Schließlich macht der Erstling des als „Vienna Distiller“ auftretenden Trios neugierig.
Der „Maestoso“ ist ein klar Wacholder-getriebener Gin – die Nase bringt das Gewürz ebenso wie Geißblatt und Melisse in Stellung. Mit etwas mehr Temperatur im Glas lassen sich auch fruchtige Anklänge, vor allem Orangenzesten, wahrnehmen. Doch im Grunde ist der neue Wiener Gin klar auf die kräutrige Kante aus. Das zeigt auch die würzig-grüne Anmutung am Gaumen; die Anflüge von Jaffa- und Blutorangen-Orangen mit ihrer feinen Fruchtsüße bilden dazu einen attraktiven Kontrast. Final wird die würzige Seite von Bockshornklee-Samen und erneut einem ordentlichen Schwung an Wacholdergeschmack erweitert.
Dieses subtile Zusammenspiel ergibt einen Gin, der pur äußerst gut gefällt. Und auch im „Gimlet“ sicher rockt. Die Suche nach dem passenden Tonic Water erwies sich als interessante Aufgabe, da die nur 40% vol. des „Maestoso“ aromatisch vorlaute Vertreter untergehen ließen. Am Ende ergab sich mit „Tribute“, dem „Organics“ von Red Bull und Schweppes „Dry“ in allen Fällen ein interssanter Gin&Tonic – allerdings sollte man nie über 1:2 im Mischverhältnis gehen. Persönlich präferierten wir die Variante 1:1. Aber Lipizzaner sind schließlich auch starke Pferde. Da passt das doch!
Bezugsquelle:
Vienna Distiller, Maestoso Vienna Dry Gin kostet EUR 37,71 (0,7 Liter-Flasche) beim Versandhändler Vinorama, www.vinorama.at