Wenn hier vom steirischen Winzer Reinhard Muster die Rede war, ging es meist um sein Sauvignon Blanc-Flaggschiff Grubthal. Doch natürlich hat das Weingut Muster.Gamlitz nicht nur diesen schon mal zum Weltmeister gekürten Riedenwein im Keller. Ein „Pendant zum italienischen 1-Euro-Espresso“ nennt der Winzer etwa einen seiner Hausweine, die neben dem günstigen Preis auch ein unverwechselbares Design mitbringen. Und wir verraten kein Geheimnis, dass Retro-Etiketten, wie man sie in den 1980ern überall sah, uns generell gut gefallen.
Vom Welschriesling wird ja bekanntlich nicht zu zweit eine Flasche, sondern alleine zwei Flaschen getrunken.
Winzer Reinhard Muster
Angelehnt sind die Labels von Rosé und Welschriesling an eine traditionelle Steirer-Tracht, die schon im Gründungsjahr des Weingutes (1974) auf den Flaschen getragen wurde. Wie aber schmeckt nun dieses Gamlitzer „Trachtenpärchen“? Wir beginnen mit dem Welschriesling, der mit angenehmen 11% vol. ein leichtfüßiger Typ ist. Würzig duftet es nach Heumahd – vor allem Arnika – aus dem Glas. Viel gelber Apfel verrät auch die Rebsorte, wobei sich auch ein paar Zimtflankerl in dieser Duftmelange eingefunden haben. Feine Säure und Leichtigkeit prägen den Kostschluck. Am Gaumen zeigt er auch einen noch deutlicheren Apfel-Ausdruck, dazu kommt auch weißfleischige Birne („Nashi“-Style). Ja, der 2022er fällt wirklich unkompliziert aus und ist für den Jeden-Tag-Genuss geeignet. Also genau so, wie es der Winzer will.
Während es den „Welsch“ schon einige Zeit gibt, ist der Rosé im Retrog’wandl ein „Kind des Klimawandels“ ((c) Reinhard Muster). Er entstammt nämlich der Rebsorte Blauer Wildbacher und wird bei mittlerweile höherer Reife doch anders als sein weststeirischer Cousin mit Star-Appeal – der Schilcher. Mit einem attraktivem Grenadine-Rot im Glas macht der 2022er einen neugierig. Die Nase fällt überraschend herb aus – wer Tamarisken im Garten hat, kennt diesen Duft zum Beispiel. Doch Gemach! Denn die Himbeere kämpft sich schön langsam in den Vordergrund – würzig, was hier bedeutet: zart pfeffrig – bleibt der Rosé dennoch.
Am Gaumen kommt etwas Rote Rübe hinzu, auch die Himbeere ist wieder da, eine entfernte „Campari“-Ähnlichkeit bei der herb-erdigen Grundierung lässt sich nicht leugnen. Man sollte vielleicht warnen: Fruchtsüß und „was Liebes“ für den Pool ist dieser Rosé von Muster definitiv nicht. Doch als Spritzer – aber hallo! Da hat er seinen erfrischenden (und leichten!) Auftritt.
Bezugsquelle:
Muster.Gamlitz, Welschriesling Steiermark 2022 kostet ebenso wie der Rosé Steiermark 2022 jeweils EUR 5,90 im Webshop des Winzers, www.muster-gamlitz.at