Bei den Filmfestspielen in Cannes wurde heuer nicht nur Champagner gereicht. Hollywood-Beau Brad Pitt hat zwar auch Schampus im Portfolio (der heißt „ER – exclusivement Rosé“), er stellte an der Côte d’Azur aber einen Gin vor. Erneut arbeitet er dabei mit der bekannten Winzer-Familie Perrin zusammen, deren Weine wir erst jüngst verkostet haben (hier zum Nachlesen). Mit ihnen wurde der provenzalische Rosé-Hit „Miraval“ kreiert, der nach dem Tonstudio von Jacques Loussier benannt wurde. Pink Floyds „The Wall“ entstand hier, aber auch The Cure und AC/DC haben im Süden Frankreichs aufgenommen.
Für The Gardener, wie der Gin zum Studio heißt, begab man sich aber in die Charente. Ja, das Cognac-Gebiet ist die Heimat der Gin-Destillerie, die Bio-Weizen als Basis für die Aromatisierung mit den „botanicals“ und Rektifizierung nutzt. Was den Gin nun zum Südfranzosen macht, sind die Zitrusfrüchte: Rosa Grapefruit, Zitrone sowie Süß- und Bitterorangen stammen von Hainen rund um das Cap d’Antibes, heißt es bei den „The Gardener“-Machern. Zudem zitiert die Flasche mit ihrem Azur-Blau auch das Mittelmeer, wenngleich die langhalsige Riffel-Optik beim ersten Sehen eher an Mineralwasser- oder Tequila-Gebinde denkt.
Aber sei’s drum! Der Clou für Kenner liegt ja nicht bei der Flasche, bei den Früchten oder dem „London Dry“-Verfahren, sondern bei jenem Mann, der das Rezept dafür beigesteuert hat. Denn Pitt und Matthieu Perrin haben Tom Nichol gewonnen – den Destillateur hinter „Tanqueray Ten“, der sich an sich bereits seit 2015 im Ruhestand befindet. Und der 68-jährige Brite legte erneut ein knackig-trockenes Destillat vor. Engländer nennen diesen Stil gerne „crisp“.
Wacholder-dominiert zeigt er sich in der Nase, die grünen und erdigen Duftnoten eines Seerosen-Teichs reihen sich dahinter auf und grundieren das Duftbild. Die olfaktorische Leinwand ist also bereit für die Zitrusfrüchte. Rosa Grapefruit-Zesten notierten wir bei der Gin-Premiere. Ein paar Minuten danach erinnert der pur eingeschenkte Gin an Mandarine – auch Kräuterwürze wie frischer Thymian ist kurz da. Das klingt komplex und nimmt auch schon den Kostschluck vorweg: Hier ist es ein fruchtsüßer Antrunk (man denkt an Zwergorangen), dem ein viskoses Mundgefühl folgt. Nichols Meisterschaft zeigt sich darin – die ätherischen Öle sind greifbar. Aus diesem satten Auftakt wird ein würziges Destillat; sehr pfeffrig wirkt der 42% vol. starke The Gardener. Die erdigen Noten von Wacholder und Angelika sind ebenfalls wieder präsent. Dich, konzentriert und pur schon ziemlich mächtig wirkt dieser neue Gin.
Er funktioniert in der Tat auch ohne Filler wie Tonic sehr gut. In punkto Cocktails ergab ein schneller Test mit dem Team der krypt in Wien, dass vor allem der „Gimlet“ den Brad Pitt-Gin am besten zur Geltung bringt. Da potenzieren sich die Zitrusfrüchte zu einem fast schon samtigen Drink-Erlebnis. Im üblicheren Serve als „Gin&Tonic“ sollte das Tonic möglichst trocken sein – und keineswegs 1:3 gemixt werden. Dafür ist der vielfältig-herbe „Gardener“ zu schade.
Bezugsquelle:
The Gardener, French Riviera Gin ist um EUR 49,90 (0,7 Liter-Flasche) beim Versandhändler Vinorama erhältlich, www.vinorama.at