Zu laut sollte man es den Franzosen nicht sagen, aber mit „The Origin of Rosé“ wirft sich Österreichs „rosa“ DAC-Region ganz modern in den Kampf um die Freunde des sommerlich-leichten Weins. Bevor jetzt jemand mit den „Clairets“ aus Bordeaux kommt, legte Alexander Fischer bei der Präsentation die älteren Rechte vor: Denn immerhin wurde im Rosalia-Gebiet bereits Wein gemacht, als Kaiser Probus, der alte Römer, amtierte. Und da war sicher so mancher Rosé nach heutigem Verständnis dabei, mutmaßt man angesichts des gemeinsamen Auftritts der acht Winzer. Burgenländischer Humor eben. Doch er paart sich mit einem modernen Auftritt, der sogar ein bisserl Ökologie transportiert. Die kleinste heimische Eule wurde das Wappentier des Neuauftritts mit hell gepresstem Blaufränkisch. Denn am Kogelberg, im Süden der Appellation, hat die Zwergohreule eines ihrer letzten Habitate.
So selten wie das „Eulchen“ will man die Flaschen der Rosalia aber nicht sehen. Wobei man sich des sportlichen Preises – bis zu 13 Euro pro Flasche – durchaus bewusst ist. Womit die Frage bleibt: Wie schmecken die Rosés und was „können“ sie um dieses Geld. Service-orientiert wie das Trinkprotokoll eben ist, übernehmen wir diese Aufgabe gerne. In zwei Teilen kosten wir uns durch die acht Weine. Von denen manche stark dem ewigen Vorbild Provence nahekommen: Dann sind sie schlank, dezent fruchtig und etwas würzig, um so zum Weitertrinken zu animieren. Das gilt etwa für den Beitrag aus Sigleß, hinter dem Stefan Lassl und Vater Herbert stehen.
Vier Varianten füllt man in „rosa“ am Betrieb, diese Expertise der Lassls kann man auch nicht bestreiten. Der Duft nach kühlen Himbeeren bringt bereits eine fruchtig-herbe Grundierung mit, die in die richtige Richtung weist. Am Gaumen mischen sich florale Töne mit dem würzigen Zug eines „roten“ Blaufränkisch. Hier fällt nur alles kühler aus; ein wenig Kirschfrucht, dabei eine animierende Säure und ein fast provencalisches Finale mit leichten Anklängen an weißen Pfeffer und Meersalz lassen einen leicht nachschenken aus der Flasche mit der Eule. In der Tat macht dieser Rosé sogar den härtesten Test mit: Er ist auch noch Wein, wenn er nicht mehr „kleschkalt“ im Glas ist.
Gemeinschaftsmarke mit Individual-Handschrift
Drei der acht Rosé-Winzer stammen aus Neudörfl und ehe wir in Teil 2 der Kost-Protokolle zu den Betrieben Piribauer und Waldherr kommen, sei Franz Steigers Variante vor den Vorhang geholt. Denn er zeigt, dass der offizielle Text zum Rosé – „von jedem der acht Rosalia-Winzer in dessen eigenständiger Handschrift“ – korrekt war. Besonders dunkelbeerig fällt Steigers Signatur aus. Wer Josta-Beeren kennt, wird sie hier in ihrer kühlen Version vorfinden, auch etwas cremig wirkt dieser Rosé-Duft, ein Hauch Butterbrösel wurde auch notiert, ganz entfernt denkt man auch an Kaffeepulver – eine Ahnung des Gerbstoffs. Er zeigt sich dann in der Tat sehr elegant im Finale des Neudörfler Rosés. Davor allerdings wird die saftige Karte voll ausgespielt. Ohne jede Süße (4 Gramm Restzucker sind absolutes Maximum der neuen Linie!), aber doch unverkennbar, liefern sich Himbeere und jugendliche, noch mehr rote als schwarze Brombeeren ein attraktives Spiel. Unmerklich kippt die Säurigkeit dann in den zart herben Tannin-Rest um. Der Nachhall erinnert sogar ein wenig an Holunder. Saftig, fein und zart herb!
Druckvoll nach vorne ist hingegen die Aromatik bei Lukas Döllers Rosé gerichtet. Der 2020er des Katzelsdorfer Winzers verbindet die schon bekannte Mischung aus Himbeere und einem Quäntchen frischen Pfeffer mit Kräuter-grünen Noten. Geißblatt und Zitronengras sorgen für einen säurig-süßen Akkord. Kühl und saftig kleidet Döllers Wein den Gaumen aus. Man schmeckt etwas Kirsche, so zart, dass man eher an die Blüte als die Früchte denkt. Der feine herbe Zug erinnert entfernt an Preiselbeeren, aber auch das ist wie in einem Sorbet in eine kühle Grundrichtung eingebettet. Schlank im Ausklang, bietet dieser Rosalia-Rosé vorne weg ein schönes Spiel aus Frucht und Würze.
In diesem Punkt trifft er sich mit dem von Erich Migsich in Antau gekelterten Vertreter. Hier muss man schon genau hinriechen und dann die Register der Gewürze kennen, um diesen faszinierenden Unterton zu benennen, der neben der Ribisl-Frische aus dem Glas steigt. Zart erdig und doch weder bitter, noch dumpf, erinnert diese würzige Seite an Asant, vielleicht auch als „Asa foetida“ aus der indischen Küche bekannt. Doch man will ja nicht verwirren im DAC-Gebiet Rosalia. Also wird es druckvoll und rotfruchtig, die feine Säure des Blaufränkisch weicht dann im Trinkverlauf zurück. Dafür zeigt sich die Sauerkirsch-Pink Grapefruit-Mischung deutlicher, ehe auch sie leise verklingt. Es geht um „easy drinking“, signalisiert Migsichs Beitrag zu der neuen stylischen Variante des „Vie en Ros(ali)e“.
Bezugsquellen:
Weingut Lassl, Rosalia DAC Rosé Blaufränkisch 2022 kostet EUR 10,90 ab Hof bzw. im Webshop, www.weingut-lassl.at
Weingut Steiger, Rosalia DAC Rosé Blaufränkisch 2022 kann um EUR 11,- ab Hof bzw. via Mailorder in Neudörfl bezogen werden, www.weingut-steiger.at
Weinbau Döller, Rosalia DAC Rosé Blaufränkisch 2022 ist um EUR 11,90 (0,7 Liter-Flasche) ab Hof bzw. im Webshop erhältlich, www.weinbau-doeller.at
Weingut Migsich, Rosalia DAC Rosé Blaufränkisch 2022 ist um EUR 12,90 (0,7 Liter-Flasche) ab Hof bzw. im Webshop zu haben, www.migsich.at