Rotwein-Flaggschiff der Thermenregion, das aber kein Burgunder ist? Die Kreuzworträtsel-Frage für Weinfreunde lässt sich mit einem Wort beantworten: Gradenthal. Jahrelang sorgte dieser im Handel wahlweise als Cuvée oder reiner Zweigelt geführte Wein Christian Fischers für Furore. Der Grund für die zarte Verwirrung lag im kleinen, aber wechselnden Anteil an Merlot und Cabernet Sauvignon, der in den unterschiedlichen Jahrgängen zum Einsatz kam. Diesen Wein für den Keller zu sichern, war ebenso Pflicht wie die Ente zu bestellen, wenn wieder Heurigen war im Sooßer Ur-Haus.
Ausgeschenkt wird leider schon länger nicht, um die Weine Fischers wurde es ebenfalls ruhig. Doch Veronika Fischer, die seit 2014 die ebenfalls „Heurigen-legendäre“ Bitterschokoladentorte hauptberuflich produziert, brachte nun neuen Wind in den „Gradenthal“. Denn die Trauben dafür stammen aus ihren Weingärten in der Ried Gradenthal, die Sonderedition des Jahrgangs 2018 hebt sich aber auch optisch ab. Mit der Flaschenform, die an Portugal erinnert, aber auch mit dem Design und Farbauswahl von Kurt Welther. „Ich habe mich für eine etwas bulligere Form entschieden – das passt auch gut zum kräftigen, im Holzfass gereiften Wein“, so Fischer. In Wein-farbenem Purpur gehalten, ziert Welthers Bild „Die Köche“ markant das Etikett und spielt auch auf die „Essensfreundlichkeit“ des Rotweins an (nicht nur zur Schokotorte, auch Wildragout und Steaks).
Der Flascheninhalt wurde erneut ein Mix aus 90% Zweigelt und je 5% Cabernet und Merlot. Der ausgeprägte Herzkirschen-Duft des 2018ers lässt noch wenig an Zweigelt denken, allenfalls die dunkle Würze im Hintergrund verweist auf die heimische Paradesorte. Was Skeptiker der Sorte nicht stören sollte. Im Gegenteil! Piment, Lakritze (ein in Österreich ungern gelesener, aber durchaus oft zu findender Duft) und auch Granatapfel-Sirup sind zu erriechen. Spannend macht es der „Gradenthal“, wenn man ihm Zeit im Glas gibt. Dann kommt der doch recht geringe Cabernet-Anteil recht deutlich als Schwarze Johannisbeere an die Nase.
Am Gaumen bringt der übrigens bio-zertifizierte, neue „Gradenthal“ ein nahezu seidiges Mundgefühl mit, das zugleich von zart säuriger Frische begleitet wird. Das klingt nach Spannung und dem ist auch so. Zwischen den Cranberry-Geschmacksnoten und fein gemahlenen, fast: zerstäubten, Pfefferkörnern ist auch noch Platz für herbe Noten von Schwarzer Olive. Auch hier kommen dunkelbeerige Einschübe der beiden Verschnittpartner, wenn man dem Wein ein bisschen Zeit gibt. Was andrerseits schwer fällt angesichts der frühen Hochform. „Gradenthal“ is back! In den Gläsern. Und für das Rotwein-Kreuzworträtsel der Thermenregion.
Bezugsquelle:
Veronika Fischer, Zweigelt „Gradenthal“ 2018 ist um EUR 33,- im Webshop der Sooßerin erhältlich, www.veronikafischer.at