Nicht allzu viele Whisky-Trinker haben den Lowlands einen Platz im Regal eingeräumt. Der Landstrich zwischen der Demarkationslinie von Greenock bis Dundee (darüber spricht man von den „Highlands“) und der englischen Grenze gilt als Heimat der „braven“ Whiskys. Was vor allem an den Brennereien des Grain Whiskys liegt, die sich historisch hier angesiedelt haben – etwa Girvan oder Cameronbridge. Und selbst die Malt Whiskys, gerne als „Lowland Ladies“ klassifiziert, haben das Image des Einsteiger-Schlucks.
In einem Punkt stimmt das auch für die neue Abfüllung von Rosebank; sie ist der Einstieg in die Zukunft dieser Brennerei am von Rosen gesäumten Kanal, dem sie den Namen verdankt. Auf einen Vorläufer aus dem 18. Jahrhundert baut sie Destillerie auf, doch selbst das wahrscheinliche Gründungsdatum 1817 macht eine der ältesten schottischen Whisky-Produktionsstätten daraus. Allerdings gehört man auch zu den vielen Brennereien, die lange Zeit „eingemottet“ (moth-balled) waren, also nicht produziert haben. Diese unrühmliche Phase begann 1993 und sollte offiziell 30 Jahre später enden, wenn 2023 die Produktion wieder aufgenommen wird in der Nähe von Falkirk.
Wie aber gibt es dann jetzt schon Whisky mit dem Rosen-Emblem? Nun, man hat das Archiv-Fass angezapft und einen 31 Jahre alten Whisky-Methusalem in die Welt entlassen. Etwas mehr als 270 Flaschen gingen sich für den deutschsprachigen Markt aus, doch selten hat man einen so alten Whisky – nicht nur aus den Lowlands! – im Glas. Dass der Preis vierstellig ist, verdankt sich der aktuellen Marktlogik, hätte Rosebank in den 1990ern ähnlich „sportliche“ Preispunkte aufgewiesen, wäre die Geschichte vielleicht anders ausgegangen. So aber haben wir einen „dram“ zu Verfügung, der schlicht historisch ist, da er nur kurz vor dem vermeintlichen Ende der Brennerei gefüllt wurde.
Und auch wenn es kein schwerer Highland-Malt ist, hat das Alter hier einen komplexen Luxus-Whisky ergeben, zeigt die Verkostung: Frische Birne und grüne Haselnüsse liefern gleich zu Beginn eine sehr jugendliche Duftspur. Erst in der zweiten Nase zeigt sich der honig-gelbe Whisky dann mit einer (ebenfalls hellen) Getreidenote. Im Mund geht dann die würzige Seite des 31 Jahre alten Single Malts in Vorlage: Zarte Rauchnoten begleiten einen wahren Kräuterstrauß – man denkt an geflämmten Rosmarin – und etwas Chiliflocken. Diese Geschmacksnoten und die 48,1% vol. lassen den Frucht-Eindrücken (Bitterorange und Tangerine) anfangs wenig Raum. Doch eine Fruchtbombe erwartet nach 31 Jahren im Fass ohnehin kein Auskenner! Und diese bejahrte Rarität öffnet sich auch noch.
Ein paar Tropfen Wasser stehen dem Lowlander dabei übrigens ganz gut. Gelbe Paprika und Steinobst (Marille vor allem!) kommen dann im Duft noch klarer durch. Am Gaumen strahlt die Fruchtseite ebenfalls stärker, da spürt man dann auch etwas Ananas. Vor allem aber wird der Gesamteindruck dieses Whisky-Methusalem in überaus wärmender Art noch verlängert. Dieser Rosebank kam spät aus dem Fass, dafür bleibt er länger haften.
Bezugsquelle:
Rosebank, Single Malt „31 years old“ ist um EUR 2.299,- (0,7 Liter-Flasche) beim Versandhandel Weisshaus erhältlich, www.weisshaus.at