„Ein stoffiges Zweigelt-Konstrukt“. Nicht schlecht beschrieben, muss man sagen. Denn im Glas hatten wir – verdeckt wie stets in der Rätselwein-Runde – eine Cuvée aus St. Laurent, Zweigelt und Merlot. Und wie es sich für gute Cuvées gehört, finden unterschiedliche Koster jeweils einen Zug an dem Rotwein, der ihnen besonders taugt. Doch, Halt. Wovon ist hier überhaupt die Rede? Das Stift Klosterneuburg, je nach Lesart und Definition das älteste oder eines der ältesten Weingüter des Landes, feiert heuer nachgewiesener Maßen seinen 900. Geburtstag. 1114 begannen die eifrigen Mönche das Land urbar zu machen, wie es eine altertümliche, dem Anlass angemessene, Formulierung nennen würde.
Der Stifts-Weinbau, dessen Rieden sich unter anderem im Wiener Stadtgebiet befinden, wird vor allem mit einer Rebsorte in Verbindung gebracht: dem St. Laurent. Die „Stiftsbreite“, ein langlebiger Wein aus der weltweit größten Laurent-Anlage (40 Hektar in Tattendorf), kann als Flaggschiff der leider oft übersehenen Rebsorte gelten. Doch heute haben wir das Geburtstagsgeschenk erhalten, das Dr. Wolfgang Hamm als Leiter der Stiftskellerei und Kellermeister Martin Muschlin vorgelegt haben. Wie es sich gehört, ziert eine Handschriften-Miniatur das Etikett des Jubiläumsweins.
Während der oben zitierte Verkoster, nennen wir ihn Herr Strauch, vor allem den Zweigelt herausschmeckte, dominierte in meiner Wahrnehmung der St. Laurent. Er ist es, der den ungemein würzigen Zug in den Wein bringt. Sauerkirsche, rote Rüben, Aceto Balsamico, all das können der Merlot und der Zweigelt beisteuern, sie sind im Duo quasi für den Duft verantwortlich. Okay, Geschmeidigkeit am Gaumen, satte Cranberry und unreife, aber saftige Zwetschken, mögen auch noch von ihnen stammen,dann aber ist Sense.
Denn der Rest der großen Bühne, das lange Finale, gehört dem Sankt Laurent: Schwarze Oliven, weisser Pfeffer und etwas herbe Kräuter der Marke Lorbeerblatt drehen nach dem samtigen Beginn der Cuvée so richtig auf. Wer einen bremselnden, einen nachklingenden Wein schätzt, dessen Aromatik nicht von Schwarzwälder Kirsch oder Powidl, wie man sie oft genug findet im Rückgeschmack, dominiert wird – hier wäre was für Sie.
Bezugsquelle:
Stift Klosterneuburg, Cuvée „900 Jahre“ 2011 ist um EUR 9,90 ab Kloster erhältlich, so lange der Vorrat reicht, oder über die Spar Weinwelt, www.weinwelt.at