Am Ende der Silvester-Party bekam Jeder noch eine Diamant-besetzte Krawattennadel. Angeblich waren auch Autos unter den Geschenken an die illustren Gäste in Cincinnati. George Remus Leben ist der Stoff, aus dem Filme sind. Und tatsächlich wird sich noch der eine oder andere TV-Serienfan erinnern, dass es in der US-Prohibitionssaga Boardwalk Empire (mit Steve Buscemi als Enoch „Nucky“ Thompson) auf HBO auch einen Remus gab. Und der Alkoholschmuggler war noch dazu erstaunlich lebensecht gezeichnet. Sein Tick etwa, von sich selbst in der dritten Person zu sprechen, bleibt in Erinnerung. Und er stammt aus einem Versuch des gelernten Rechtsanwalts (!), sich durch Unzurechnungsfähigkeit vor der Haft zu bewahren.
Begonnen hat dieses Leben, das als Höhepunkt die besagten Feste der 1920er Jahre hatte, aber in Bayern. Denn der kleine George kam mit seinen Eltern nach Amerika, arbeitete auch als Apotheker – was später auch Alkohol-Lizenzen bedeutete – und erlernte auch den Anwaltsberuf. Statt die Gangster zu verteidigen, die mit illegalem Whiskey reich wurden, tat er sich mit ihnen zusammen und wurde die Drehscheibe für den Westen der USA. Es gab Zeiten, wo er selbst meinte, auf seinem Grabstein würde einmal „King of Bootleggers“ stehen. Der Reichtum zerrann dem Diamanten verschenkenden Remus zwar schnell, doch bis heute gibt es Forscher, die ihn als Vorbild von F. Scott Fitzgeralds „The Great Gatsby“ ausmachen wollen.
Nun kehrt George Remus jedenfalls heim nach Europa und das wenig überraschen auf einem Whiskey-Etikett. Destilliert wird der Bourbon in Indiana, genauer gesagt in der riesigen „Midwest Grain Products“-Destillerie (MGP). In Lawrenceburg entstehen etliche Fremdmarken, aber auch eigene Brands verlassen die gigantischen Hallen. In diesem Fall ist es ein so genanntes „high Rye“-Rezept, also eines, das mehr als den üblichen 15%-Anteil an Roggen in der Maische (der „mash bill“) umfasst. Genauer definiert ist der Anteil nicht, er kann aber bis zu 35% betragen.
Wie dem auch sei, im Fall des „George Remus Straight Bourbon“ wird der Geschmack des Whiskeys vom Roggen und seiner Würze durchaus geprägt. Zudem trägt die Füllstärke von sportlichen mit 47% vol. die Aromen auch gut. Und so finden sich Lebkuchengewürze zuerst und erst dann die Vanille der Fass-Lagerung im Duft. Die typische Süße eines Bourbons zeigt sich aber auch am Gaumen kaum ausgeprägt. Allenfalls etwas Milch-Schokolade ist zu schmecken. Auch hier kommt etwas „hard spice“ von Zimt und Nelke dazu. Richtig intensiv wird seine pfeffrige Würze im Finale: Da klingt der Remus dann beinahe Chili-Schoten-intensiv aus.
Das sind auch gute Anlagen für das Mixen mit der „Bottlegger“-Hommage aus Indiana. Firmenseits empfiehlt man einen „Julep“, aber auch als „Old Fashioned“ erfreut er. Im TV würde Remus wohl sagen „Remus gefällt das“. Und wir ziehen den steifen Hut vor ihm, wie das in der Prohibitionszeit üblich war als Respektsbezeigung.
Bezugsquelle:
George Remus, Straight Bourbon ist um EUR 40 (0,7 Liter-Flasche) im Webshop von Perola zu haben, www.perola-shop.de