Es gibt Fragen, die Whisky-Kenner immer wieder hören. „Sind die Japaner wirklich so gut?“, lautet eine davon. Seit einem guten Jahrzehnt gilt vor allem die Preisentwicklung der Single Malts aus Japan als ein Indikator für die Nachfrage. Was im Grund noch nichts über die Qualität aussagt, die von „so la-la“ bis hervorragend reicht. Man darf sich sicher sein, dass man in Fernost selbst so manche Entwicklung nicht goutiert, die reinem Absatzdenken entsprang. So erklärt sich auch die heuer erfolgte Novelle des Whisky-Rechts im Inselreich. Sie gewährt in Zukunft die Bezeichnung „Japan Whisky“, aber auch alle nationalen Symbole (wie z. B. Flaggen, Samurais) nur jenen Destillaten, die eine eigene 3 G-Regel erfüllen: gebrannt, gelagert und gefüllt muß in Japan selbst werden.
Was wie eine Kopie der schottischen Bestimmungen klingt, hat einen Hintergrund, der unter anderem wieder nach Schottland führt. Denn einiges an „japanischem“ Whisky stammt schlicht aus Scotch-Brennereien. Dort gibt es – speziell beim Grain-Whisky für die Blends, aber auch jüngeren Single Malts – genug an Ware. Und das nicht erst seit Brexit und COVID-19. Der Nimbus der „Japaner“ ist hoch, die Menge klein und vor drei Jahren kommt halt auch aus neuen Brennereien, die auf den Boom aufspringen, nichts, das sich Whisky nennen darf. Also kombiniert man einfach Überangebot und Prestige-Preis. Keine üble Sache, nur sollte man das als Käufer auch wissen.
Transparenz ist also ein erstes Plus, das man Kimio Yonezawa, Master Distiller der Kaikyo Distillery, attestieren kann. Denn er streicht klar heraus, dass in seinem Hatozaki Blended Whisky auch schottische Anteile zu finden sind. Bekannter als Kaikyo, die auch mit einem Gin am europäischen Markt präsent sind, ist die seit 1917 aktive Mutter-Firma Akashi. Sie erzeugt neben Sake auch Shōchū (das traditionelle Japan-Destillat stellten wir jüngst hier vor). Da Hatozaki erst 2018 – wir rechnen schnell die drei Jahre hoch – geht sich auch noch wenig eigenes „liquid“ in dieser Zeit aus. Doch Yonezawa-san wollte auch einen „eleganten, leichten Whisky anstreben, den neue Konsumenten lieben würden“.
Die Lage der Brennerei in der Präfektur Hyogo sollte sich in den beiden ersten Whiskys, einem Blend und einem Verschnitt von Single Malts („vatted malt“ hieß das früher mal), widerspiegeln. Das zeigt das Logo, der alte Hatozaki-Leuchtturm, der aus Stein gemauert wurde und seit 1657 Seefahrer sicher in den Hafen von Akashi lotst. Die maritimen Einflüsse der Hafenstadt sorgen auch beim Whisky für eine eigene Prägung, wie wir gleich beim Verkosten sehen werden. Und ähnlich wie wir, mochte auch der aktuelle FALSTAFF Spirits-Guide den „kleinen“ Blend lieber. 92 Punkte gab es für den mit 40% Single Malt-Anteil gefüllten Hatozaki. Der anfangs ein wenig seltsam wirkt, da er wirklich extrem hell im Glas wirkt. Doch auch hier hält man es transparent (fast wörtlich zu nehmen!); denn auf Karamell-Färbung wurde verzichtet.
Doch schenken wir ihn mal ein! Nun, der leicht scharfe Duft des Japaners erinnert an die gesalzenen, übergroßen Maiskörner, wie man sie gerne im „Ethno“-Regal von Supermärkten findet. Die malzigen Töne sind wenig süß, der Grain-Anteil des Blends kommt deutlich durch, was aber keineswegs negativ zu sehen ist. Denn die leichten Anklänge an helles (!) Karamell und Cerealien wirken einladend. Tropische Trockenfrüchte wie Bananenchips und Ananas finden sich dann auch am Gaumen wieder. Die Jugend des Whiskys kommt hier als Atout zum Tragen: Sie sorgt für die Lebendigkeit, um die sanfte Art nicht zur Belanglosigkeit verkommen zu lassen. Denn im Gegenteil wirkt der Hatozaki Blended Whisky zum Beißen dicht im Mittelstück. Keksteig und Butterbrösel sind zu schmecken, alles aber recht seriös und ohne Süße.
Wie man derlei blumig-leichten Whiskys in Japan trinken würde, wissen Stamm-Leser bereits: Mit Wasser zum „mizuwari“ verdünnt. Da zeigt er dann einen Anflug von Dörrzwetschke und auch noch mehr Würze – selbst die salzigen Noten sind wieder da und zwar im Finish.
Auch der Preis macht diesen Hatozaki zum idealen Einstieg in die Welt japanischer Whiskys, in der dann mit den reinen Nippon-Single Malts auch noch andere Kaliber warten. Aber immerhin reift auch bei der Kaikyo Distillery Interessantes für die kommenden Jahre: Die japanischen Wassereichen-Fässer („Mizunara“) und sogar Kirschholz-Gebinde („Sakura“) sind bereits befüllt!
Bezugsquelle:
Hatozaki, Japanese Blended Whisky kostet EUR 42,90 (0,7 Liter-Flasche) bei Interspar bzw. online über Weinwelt, www.interspar.at