Um in der Spanischen Hofreitschule Whiskey zu trinken, braucht es einen guten Grund. Den lieferte Blanton’s, ein Bourbon, der ebenso mit dem Reitsport verbunden ist wie die imperiale Institution, die auf Kaiser Karl VI. zurückgeht. Allerdings pflegt man in Kentucky nicht „Levade“ oder „Piaffe“ wie im Dressurreiten, sondern den „leichten Sitz“ des Galoppers. Denn das berühmte Kentucky Derby stellt so etwas wie das wichtigste Event im Heimatstaat des Bourbons dar. Wie viele Millionen (!) Becher mit Mint Julep in der Mai-Woche getrunken werden, ist immer wieder erstaunlich. Vor allem inspirierte das „Derby“ aber die Verschlüsse von Blanton’s, die in der Spiritwelt ziemlich einzigartig sind: Stellt man die Reiter am Korkstopfen in der richtigen Reihenfolge auf, läßt sich der Name des Bourbons lesen.
Wahre Fans sollte also acht Flaschen – für jeden Buchstaben bzw. Jockey-Position am Rennpferd eine – daheim haben. Was gar nicht so leicht war, wie Sammler wissen. Denn so leicht war der Bourbon aus Frankfort/Kentucky in letzter Zeit nicht zu bekommen. Das will Ammersin als Importeur nun ändern und hat neben dem Standard-Whiskey mit seinen 46,5% vol. auch die kräftigere „Gold Edition“ nach Österreich geholt. Legende ist die Flasche mit dem Reitersmann aber auch aufgrund ihrer Entstehung. Die begann in der heutigen Buffalo Trace Distillery Anno 1984 und war zudem eine Art Abschiedsgabe des Master Distillers Elmer T. Lee, in „Kaintuck“ eine Whiskey-Legende für sich. Denn Mister Lee füllte den ersten Single Barrel-Bourbon der Welt.
Inspiriert wurde er von den „Honigfässern“, so etwas wie der privaten Reserve von Colonel Albert B. Blanton. Der Destillerie-Eigner, Jahrgang 1881, bewirtete seine Spezis immer mit Whiskey aus den mittleren (=den ausgewogensten) Fassreihen im Lager H. Diese „warehouse“ wurde nach dem Ende der Prohibition in aller Schnelle als Metallkonstruktion errichtet, heizt sich als entsprechend schneller auf, was auch den Whiskeys eine andere Reife verlieh. Und so begann auch Elmer T. Lee einzelne Fässer abzufüllen, wie der Mann, der ihn einst eingestellt hatte.
Die genaue Herkunft der natürlich ganz leicht unterschiedlichen Bourbons findet sich auf der ikonischen Flasche stets angegeben. Unsere Abfüllung von Blanton’s zeigt wunderbare Würze im Duft – ein Kennzeichen für den hohen Roggen-Anteil im Rezept, der „mash Bill“. Dazu kommt der Popcorn-Duft des verwendeten Mais‘, der als leichte Süße gelesen werden kann, die auch etwas Dörrmarille im fruchtigen Duft mitbringt. Dazu kommt noch Macadamia-Nusscreme und ganz dezent auch Vanille. Sanft im Antrunk, kleidet der 46,5% vol. starke Whiskey den Gaumen wie Erdnussbutter aus. Wie viele gute Bourbons zeigt auch er einen Touch von Holzwürze, final kommt dann Schwarzer Pfeffer zu den zarten, süßen Noten.
Die Steigerung dieses herrlichen Bourbons, der förmlich nach einem „Old Fashioned“ oder „Julep“ zu rufen scheint, stellt dann die besagte „Gold Edition“ dar. Mit 103 proof gefüllt, wie man in seiner Heimat sagen würde, nimmt hier der mächtige Antritt einiges von der Bourbon-Süße weg. Röstiger kommen dadurch die Duftnoten aus dem Glas – vor allem Haselnuss als Ersatz des Popcorns merkt man. Ein wenig ist da auch der zart säurige, aber auch fruchtige und rauchige Duft, den internationale Verkoster gerne „burnt Orange“ nennen. Saftig nach Schokolade und Kokos schmeckt der „goldene“ Blanton’s. Die merkliche Kraft wird aber auch von Tiefgang begleitet, der vor allem bei der Würze „hinter“ dem höheren Alkohol merkbar wird. Denn zum Pfeffer im Finish kommt auch ein pikanter Zug, der zusammen mit den Eichenholznoten und dem zarten „Smoke“ an Rauchchili-Pulver erinnert. Für uns quasi der „Derbysieger“ in der Reithalle!
Bezugsquelle:
Blanton’s, Single Barrel Bourbon kostet EUR 74,90 (0,7 Liter), die Gold-Edition ist um EUR 99,90 zu haben, beide im Webshop Spiritlovers, www.spiritlovers.at