Die Etiketten wurden haarscharf fertig, der Lieferwagen ist spacig ge-airbrushed und die Füllanlage kam auch noch gerade rechtzeitig. Okay, der erste Füllstand war zumindest nicht ganz auf gleichem Level in allen Flascherln des Tiroler Sixpacks. „He, genau das ist für mich Craft (zu deutsch: Handwerk, Anm.)“, exkulpierte Markus Wurzer von mybier.at die Jungs aus Kufstein. Wobei sie ja genau genommen aus Schwoich stammen – der Max Karner und Christoph Bichler. Vater Bichler sorgte für den Namen des ersten Mischgetränks, den manche genial, manche eher an einen Vogel gemahnend finden. Doch Aperol und Bier in einem Getränk, das er 2010 lancierte, war dann doch nicht so der Bringer, weshalb man 2014 neu durchstartete. Nur mit Bier. Guter Plan!
Die Wirtshausbrauerei des „Stöfflbräu“ bot ein breites Exerzierfeld, mittlerweile hat der in den USA mit dem Craft Beer-Virus angesteckte Bichler jun. neben einem Sommerbier und einem im Whiskyfass schlummernden Sud auch jene zwei Füllungen im Programm, die das Wiener Bierfest begeisterten. Die Tiroler waren praktischer Weise schon da, als die anderen Aussteller noch kein Bier ausschenken konnten (das Wetter verhinderte den Zeltaufbau). Entsprechend groß war der Andrang beim Duo aus Schwoich. Wobei keiner den Weg zu Max & Christoph bereuen sollte.
Das „Funky Wheat“ der beiden, ein recht klassisches Weizenbier, sorgte für die Einstimmung: Sesam, ein leicht saurer Zug und Banane und Cornflakes strömten aus dem Kostglas. Intensiv und cremig rann das Tiroler Weizen dann über die Papillen; getrocknete Papaya und Kochbananen-Chips (für Karibik-Urlauber: Plantain), dazu wieder gerösteter Sesam, von stützender Kohlensäure getragen, sorgten für wenig überraschende Flavours. Die Frische und die DNA eines Weizens muss man dennoch mal so hinbekommen.
Doch das Autodidakten-Duo („Braumeister sind wir keine, das haben wir uns selbst beigebracht“) geht technisch immer auf Nummer sicher; sechs Sude des „Mountain Pale Ale“ passten nie so ganz, erst die Nummer 7 konvenierte. Fünf Hopfen, darunter die Aromasorten Cascade und der Mandarina Bavaria, geben dem nach Papaya, Cornflakes und einer ganzen Dose voll Mandarinenspalten duftenden Bier die Charakteristik. Den tropischen Fruchtcocktail am Gaumen genießt man hingegen bis zur Mitte, dann schlägt die Bittere des immerhin dreifach Hopfen-gestopften – dem fertigen Bier wird noch trockener Hopfen beigefügt – Ales zu.
Spät, aber dann mit umso mehr Charakter, setzt diese Bittere ein, die Balance des 6,8% starken Biers passt jedenfalls wunderbar. Es würde uns nicht wundern, wenn die zielgruppenspezifischen Kopfbedeckungen (Beanie und Baseball-Cap mit „California Republic“ drauf) der Bierol-er in nächster Zeit öfter im Osten auftauchen. Einen Fan außerhalb Tirols, der noch dazu Logistikmeister ist, haben sie mit Getränkehändlerin Kathi Wagner jedenfalls bereits.
Bezugsquelle:
Bierols „Funky Wheat“ ist noch nicht im Handel erhältlich (später im Jahr mal bei Mybier.at reinschauen!), das „Mountain Pale Ale“ gibt es um EUR 2,80 bei Getränke Wagner, www.wagners-weinshop.com