Fliegenfischer, Jagdaufseher und Whisky-Trinker bevölkern den „Living room“ des Wiener Hotels Park Hyatt. Die ehemalige Zigarren-Lounge verwandelt sich zur Single Malt-Bar, in der aber nicht nur pure Whiskys kredenzt werden. Barchef Adrian Perez de Siles Martinez‘ winterlich-intensiver Cocktail aus dem 12-jährigen Macallan „Double Cask“, Dubonnet und rotem Wermut passt bestens zwischen Holzvertäfelung, Chesterfield-Fauteuils und Messing. Dass auch viel Türkis in der Raumgestaltung durchblitzt, hat aber nichts mit der Wiener Landtagswahl zu tun und wird länger so bleiben. Es ist die Etikettenfarbe der finalen Abfüllung der „Edition Series“ der Brennerei Macallan, der sich eine eigene Whisky-Bar unter dem Signet 1824 – dem Gründungsjahr der Destillerie – als Pop up im Hotel widmet.
Die Abfüllung selbst feiert den Fluss Spey, ohne den die Single Malts der Speyside sich einen anderen Namen suchen müßten: „Edition No. 6” ist eine Hommage an die Natur um die Brennerei, aber auch den atlantischen Lachs, auf dessen Schutz-NGO The Atlantic Salmon Trust man ebenso hinweist in den mit Fischerei-Anspielungen gespickten Bildern zum Whisky. Steven Bremner, der bei Macallan die Auswahl der Fässer für diese Edition verantwortet hat, kombinierte fünf Fassarten, die den Charakter des Flusses einfangen sollen. Schließlich trägt die limitierte Flasche auch den Untertitel „Tales of the River“.
Die Spey fließt am Eröffnungsabend tatsächlich im Hintergrund im „Wohnzimmer“ des Park Hyatt, denn auch Markenbotschafter Sietse Offringa ist bei der Erst-Verkostung zugeschalten. Er ist der Sohn des legendären Whisky-Autors Hans Offringa und entsprechend früh hat er „in einem Haus voller Bücher und Whisky“ seine Liebe zum schottischen „Lebenswasser“ entdeckt.
Über die Flaschen-Menge der Rarität ohne Altersangabe darf man im Online-Dialog mit ihm zumindest eine Spekulation anstellen, denn es wurden genau 393 Fässer für den finalen „Edition No. 6“-Blend verwendet. Allerdings waren es „hogsheads und sherry butts aus europäischer und amerikanischer Eiche“, gibt Sietse Offringa den Spekulationen Nahrung. Jetzt müsste man halt nur noch wissen, wieviel davon 250 Liter (=hogshead) und wieviele 500 Liter (=butt) fassten. In jedem Fall kommt für eine globale Edition genug dabei heraus, wenn es „auch weniger ist als bei der Edition No.5“, so der letzte Hinweis von Offringa.
Doch ungeachtet der Größe ist der Einfluss der spanischen Fässer jedenfalls deutlich zu merken: Die anfänglichen Getreidenoten – für uns geröstete Haferflocken – überlagert nämlich schnell der unverkennbare süße Touch der Sherry-Fässer, für die Macallan so berühmt ist. Es duftet nach Pekan-Nuss, Ahornsirup und Malagawein. Dazwischen funkt immer wieder ein zarter Lederduft sein Signal: „Ich bin auch noch da“.
Diese schweren, zwischen Süße, zarter Röstigkeit und cremigen Nüssen angesiedelten Duftnoten erinnern in ihrer Summe an Spekulatiuskekse. Die Würze verwundert also auch am Gaumen nicht, wohl aber ihre Intensität. Sie wird von den 48,6 Volumsprozent noch beflügelt; die Süße hingegen geht zugunsten von fast bremselnd lebhaftem Ingwer, weißen Pfeffer und etwas Muskat zurück.
Auch mit etwas Wasser verlängert, bleibt dieser druckvolle Auftritt des neuen Macallan erhalten. Ein wenig softer – in Richtung Toffee und Malzbier – gibt sich der recht schlanke Körper, von dem man sich nicht täuschen lassen sollte. Die Gelben Früchte wie Ringlotte kommen stärker durch, aber auch eine schöne Haselnuss-Creme-Note ohne jede Süße. Sie fungiert wie eine Haltestelle, an der sich alle Noten wieder sammeln, ehe es ins Finish geht. Oder, um es passend zu den „Tales of the River“ zu sagen: ins Delta der Whiskys.
Bezugsquelle:
The Macallan, Edition No. 6 „Tales of the River“ ist um EUR 155 (0,7 Liter-Flasche) beim Spezial-Handel „Whisky Purbach“ erhältlich, www.whisky-purbach.at