Ganz kann man sich der „Urlaub daheim“-Dauerberieselung nicht entziehen. Doch wenn es um Wein geht, gibt es eine Sorte, die diesen Anspruch zumindest im Glas perfekt umsetzt. Fast schon karibisch in Mund und Nase, hat der Rotgipfler viel zu bieten – darunter auch eine verschwenderische Fülle an Eindrücken, die nur noch von den Winzern der Thermenregion unterstützt werden muss. Zum Beispiel mit Fass-Einsatz, der zu den luxuriösen Südfrüchten auch noch die Vanille-Sauce liefert. Bildlich gesprochen. Ganz konkret lässt sich das anhand eines Weins nachvollziehen, der aus einer Sorten-Hochburg dieser raren Sorte stammt.
„Charakterweine aus Gumpoldskirchen“ steht bei Robert Grill zwar als Motto über allen Weinen, aber am trefflichsten unter den Weißweinen seines Weinguts passt diese Beschreibung auf den „Bricha“. Der stammt aus dem Jahrgang 2015 und hat nach fünf Jahren eine erste Genussreife erlangt. Das fällt etwa im direkten Vergleich mit dem Zierfandler „Satzing“ auf – die zweite autochthone Sorte ist bei ähnlich breiter Basis-Anlage fast ein Springinkerl gegen den „Bricha“. Der hat sich im Burgunder-Glas behaglich eingerichtet und zeigt ganz lässig, was er alles mitbekommen hat in Weingarten und Keller.
Und das ist eine Menge; die reifen Töne dieses Rotgipflers wissen in der Nase zu gefallen. Als da sind: Sesam-Körner, getrocknete Mango (die „pars pro toto“ für eine Reihe tropenfruchtiger Aromen stehen kann), Marshmallow, aber auch Paradeiskraut und ein paar Tropfen Agavenhonig. Alles also zart süße, vor allem aber intensive Duftnoten. Der Fruchtextrakt legt sich dann auch auf den Gaumen wie morgendlicher Tau, allerdings bringt er auch schöne Röstnoten vom Fass-Ausbau mit.
Die saftigen Tropenfrüchte sorgen beim 2015er Rotgipfler wieder für Schmelz, diesmal haben eher Ananas und Maracuja das Sagen. Letztere steht auch für die zarte Säure, die verhindert, dass der „Bricha“ eine Wuchtbrumme wird. Als weiterer Gegenspieler zum zu Barocken meldet sich eine zarte Bitter-Note, die mit Bergamotte gut umschrieben ist. Sie rundet mit Zitrusfrucht den Toffee-Charakter herb ab, der sich im Finale zu den exotischen Opulenz-Eindrücken gesellt hat.
Um das Glück mit diesem Rotgipfler perfekt zu machen, sollte man ihn so kredenzen wie beim Heurigen Grill. Gut gekühlt einschenken und dann langsam kommen lassen – dann wird man den Aromen beim Erblühen förmlich zusehen können.
Bezugsquelle:
Weingut Robert Grill, Rotgipfler „Bricha“ 2015 kostet EUR 18,80 ab Hof, www.weingut-grill.at