Sieben Generationen Destillier-Erfahrung haben die Beams zu einer der First Families im Bourbon-Business gemacht. Wenn nun Steve und Paul Beam mit ihrer neuen Destillerie loslegen, steigt nicht nur in Kentucky die Spannung. Denn seit 2010 die Marke Limestone Branch ins Leben gerufen wurde, war klar, dass auch eine eigene Destillerie (davor produzierte Heaven Hill die Abfüllungen) folgen würde. Aus Lebanon stammen die drei Abfüllungen, die sich unter den Labels „Yellowstone“ und „Minor Case“ auf die Tradition berufen.
Es ist keine Ausnahme im boomenden Bourbon-Business, dass man alte Namen wieder belebt. In diesem Falle hat der Ur-Ur-Großvater Joseph Washington Dant den 1872 gegründeten Yellowstone Nationalpark als Namensgeber für seinen in der „Cold Springs Distillery“ erzeugten Whiskey erkoren. Die Markenrechte wechselten nach der Prohibition ebenso wie die erzeugenden Destillerien. Mit der 2015 eröffneten „Limestone Branch Distillery“ will man an den alten Ruf anschließen. Die Qualitäten jedenfalls überzeugen, wie der Vergleich der beiden nun in Europa erhältlichen Whiskeys – einmal Bourbon, einmal Rye – zeigt.
Überraschend ist die Balance, die man dem Einstiegsprodukt namens „Select“, einem Kentucky Straight Bourbon, verleihen konnte. Neben Karamell, der Vanille-Duftnote eines „Marmorkuchens“ und einer herberen Note, die an Kornell-Kirsche („Dirndl“) erinnert, macht der Geruch von Leder und Tabak eines klar: Der Roggen-Anteil wurde offenbar recht hoch gehalten. Auch im Mund frischt die Würzigkeit dieses mit „93 proof“ (=46,5 % Alk.) gefüllten Bourbons auf. Auf den Apfelschalen-Geschmack und die recht zurückgenommene Toffee-Note folgt eine mächtige Dosis Schwarzer Pfeffer, auch die Holz-Würze ist im Hintergrund immer da.
Pur vielleicht ein wenig viel Holz und Roggen – speziell für Beginner – läuft der „Yellowstone Select“ im Cocktail zur Hochform auf. Denn er kann auch mit süßeren „Fillern“, explizit sei auch die „Mixability“ mit nicht zu süßem Cola (wir testeten sie mit „Fritz Cola“) erwähnt.
Der Straight Rye der Beam-Brothers wiederum erinnert mit seinem ungewöhnlichen Namen an den Vorfahren Minor Case Beam. Der zwei-jährige Rye Whiskey erhält sein „Finish“ in ehemaligen Sherry-Fässern. Diese Nachreifung, die man so eher aus Schottland kennt, bringt zu den Pumpernickel-Düften und der erdigen Note von Fenchel-Samen auch leichte Nuss-Noten ins Spiel. Vor allem im Geschmack des mehr saftigen als karamelligen „Minor Case“ (45% Alk.) kommen ungewohnte Akzente zum Tragen: Bisweilen erinnert der Mix aus blauen Beeren an Holunder und Heidelbeeren!
Auch im Abgang schummelt sich etwas Cassis in den ansonsten recht pfeffrig-würzigen Schluss-Auftritt dieses Rye. Diese Mischung bleibt recht lange haften und funktioniert auch pur bestens („Manhattans“ lassen sich natürlich ebenfalls exquisit auf den Neuen der Limestone Branch Distillery aufbauen).
Bezugsquelle:
Yellowstone, Kentucky Straight Bourbon „Select“ kostet EUR 59,90 (0,7 Liter-Flasche);
Minor Case, Rye Whiskey ist um EUR 49,90 erhältlich, beide beim Weisshaus-Versand, www.weisshaus.at